26. Dezember 2013

Ein anderer Planet

20.12. - 23.12.2013: Bolivien, Uyuni mit Wueste

(nf)
Nachdem wir am letzten Morgen in Potosí nochmal kraeftig geshoppt haben (eine Alpaca-Weste und Handschuhe fuer mich), sind wir in Erwartung einer weiteren ewig anfuehlenden Busfahrt an den in die Jahre gekommenden Busbahnhof gefahren.
Die Fahrt selbst kann man dann aber nur in einem Wort beschreiben: spektakulaer! Wir fuhren 4h an staendig wechselnder, unheimlich schoener Landschaft vorbei:
rote Felsen, gruene Oasen dazwischen, Berge, Canyons, Lamas dazwischen, irgendwelche an den Fels gepappte Festungen. Nirgends war davon die Rede, nicht im Reisefuehrer und auch nicht sonst wo, so dass wir nicht damit gerechnet haben... So sind wir die ganze Zeit an der Scheibe gehangen und es war die erste Busfahrt, bei der uns nicht im geringsten lanweilig wurde. Ausserdem habe ich es endlich geschafft, meinen MP3-Plaeyer dazu zu bringen, so laut zu spielen, dass er das Busdroehnen uebertoent (das Geheimnis lag in den eigentlich als Ersatz mitgenommen In-Ear-Ohrstoepseln... haette ich mal
eher draufkommen koennen...), so dass ich zu der tollen Landschaft auch das erste Mal mal wieder meine Musik hoeren konnte. Tolle Sache. Die ganze Fahrt fand auf einer ziemlich neuen Strasse statt. Unglaublich, in Sucre gab es in jedem zweiten Haus ein Verleih fuer Motorraeder, in Potosí gibt es im ganzen Ort laut Aussage der Touriinfo keinen einzigen Verleih. Und dabei haben sie die perfekte Strasse vor der Tuer... Fakt ist, dass wir beide unbedingt mal wieder fahren wollen. Wir hoffen, es ergibt sich in Chile die Gelegenheit. Vielleicht koennen wir das "Weinguttal" in der Naehe von Valparaiso mit Motorraeder abklappern...

In Uyuni angekommen, haben wir als erstes in das vorreservierte Hostel eingecheckt (laut Tripadvisor das beste in der Stadt - da fragt man sich, wie die anderen so sind...) und haben dann unsere Agentur fuer die am naechsten Tag startende Wuestentour gesucht. Wir hatten da naemlich noch ein paar Fragen. ;-) Ich glaube, wir treiben die Agenturen regelmaessig in den Wahnsinn. Aber ich muss doch wissen, wie der Plan ist, Herrgott! :-)
Ansonsten haben wir den Abend unspektakulaer verbracht. Ueber die Stadt hatten wir im Vorfeld viel schlechtes gehoert (haesslich) und deshalb die Tour schon in La Paz gebucht, so dass wir nur die Mindestzeit von einer Nacht dort verbringen mussten. Tatsaechlich war es dann nicht so schlimm: keine huebsche Kolonialstadt wie andere Staedte in Suedamerika, aber inmitten der Wueste schon mit ihrem eigenen Reiz. Hatte so ein bisschen was von wilder Westen, hat nur gefehlt, dass die haengenden Kneipenschilder im Wind quitschen und so ein Wuestenbusch vorbeirollt... ;-)
Am naechsten Morgen haben wir erst einmal die Ausreise aus Bolivien hinter uns gebracht. Mit einem bisschen seltsamen Gefuehl: immerhin haben wir am 21. den Ausreisestempel fuer den 23.12. bekommen, wobei wir uns ja weitere 3 Tage in Bolivien aufhalten... Nun ja, bisher ging es gut.
Wir trafen uns mit 2 der Mitreisenden im Office. Natascha, eine 29jaehrige Schottin, die seit anderthalb Jahren in Bogota als Lehrerin arbeitet und Sam, der 24jaehrige Prototyp des Australiers. Damit haben wir ja schon gute Erfahrungen gemacht... :-/
Sam und Tascha in Aktion
Wir starteten in Richtung Zugfriedhof. Ein paar km ausserhalb der Stadt rosten ein Haufen alte Loks und Gueterwaggons in der Wueste vor sich hin. Ein surrealer Anblick und erste Fotostation...

Und natuerlich war da auch Daryl, unser schweizer Freund. :-)
Weiter ging es in Richtung Wueste und zu einem ersten Tourinepp-Stopp. Nicht weiter erwaehnenswert. Weiter in Richtung Salzwueste. Bei unserem ersten Stopp an einem ehemaligen Salzhotel (ja, ein Hotel, komplett aus Salz gebaut. Inkl. Tische, Stuehle und Betten) haben wir dann auch die weiteren beiden Mitreisenden
Japaner sind nicht so sensibilisiert wie wir...
aufgegabelt, ein japanisches Paerchen (31 und 32). Nett, wie Japaner nun mal sind, aber ihre Namen muss ich euch vorenthalten. Und die beiden haben ein wirklich straffes Programm: 3 Monate reisen, Suedamerika, Afrika und von Kairo aus ueber dem Landweg durch Europa. Hoppla.
Waehrend wir uns zu Hause noch ueberlegt haben, ob wir es toller finden wuerden, wenn die Salzwueste  geflutet ist oder eben nicht (beides toll), hatten wir Glueck: bereichsweise war geflutet, so dass wir zumindest ein bisschen einen Eindruck davon bekommen haben, wie es geflutet aussieht und andere Bereiche waren weiterhin weiss. Unheimlich toll, die weisse, endlose Flaeche, das Salz in Sechsecke getrocknet und die Abstaende und Verhaeltnismaessigkeiten total verloren...
Kurz nach dem Salzhotel stand dann auch der erste Fotostopp im Salz an. Utensilien ausgepackt und los gings. Man ist ja nur einmal da. ;-) So langsam bin ich Experte in Touristenfotos, das naechste mal in Pisa halte ich den Turm auch. ;-) Sehr lustig jedenfalls.


Weiter gings mit dem Jeep durch die beeindruckende Landschaft mit einigen kleineren Zwischenstopps bis zu einem weiteren Salzhotel, wo wir die Nacht verbrachten.
Unser Salzhotel-Esszimmer. Alle Moebel, Waende
usw. sind aus Salzbloecken
Wir waren die einzigen Gaeste im Hotel. Und da wir schon mal so nett beisammen sassen, habe wir die Weinvorraete des Hotels geleert. War ein witziger Abend. Tascha ist eine ...aehm... Plaudertasche. Mit Sam kann man klarkommen, auch wenn jemand mit einem viel zu weiten Achselshirt und einer bund verspiegelten Sonnenbrille und dem dazu passenden Verhalten nicht meine liebste Reisebegleitung ist. Vermutlich sind wir deutsche Spiesser aber auch nicht seine. Und wie gesagt, durch das zeitlich begrenzte einer solchen Tour und der Tatsache, dass da niemand mit 3 von seinen Partykumpels aufkreuzt, funktionierte es wirklich gut. Wir haetten es schlmmer treffen koennen, auch wenn der erste Eindruck kein besonders guter war!
Das Aufstehen am zweiten Tag war dann eher ein bisschen schwer, der Rotwein hing uns noch in den Knochen. ;-) Nach einem Fruehstueck haben wir dann den salzigen Teil der Wueste verlassen und sind durch wuesten- und hochebenen-Landschaft weitergefahren. Die Landschaft war weiter mit das beeindruckendste, was wir auf unserer Reise bisher gesehen haben! Ueber 4000m hoch, mehrere, unterschiedlichfarbige Lagunen mit Flamingos, Berge, Vulkane, durch Wind und Sand geformte Felsen... Ich will da mal ausnahmsweise gar nicht mehr schreiben, die Bilder sprechen fuer sich. Am Abend kamen wir an einer roten Lagune mit einem Vulkan im Hintergrund und hunderten von Flamingos an.
Hier verbringen wir auch die folgende Nacht in Gemeinschaftsunterkuenften (es ist gerade der Abend des zweiten Tages),
bevor wir morgen um 4 Uhr frueh losfahren Richtung Geysiren, heissen Quellen und Vulkanen (der Guide versprach und fuer morgen echte, gluehenede, sich bewegende Lava. Ich kann es ja kaum glauben, wir werden sehen...).

Auch der dritte Tag der Tour war aehnlich spektakulär wie die Tage zuvor. Wie geplant sind wir um kurz nach 4 früh losgefaren. Eigentlich ueberrasched, dass das gut geklappt hat, keiner hat sich geweigert aufzustehen oder war nicht fertig, als es losgehen sollte. Bei den Geysiren war es sehr beeindruckend. Wobei Geysir wohl nicht der richtige Ausdruck ist: da kam Wasserdampf raus und zwar bestaendig, also kein Wasser-Dampf-Gemisch ploetzlich wie bei "echten" Geysiren. Wie auch immer, sie hiessen so und waren maechtig beeindruckend.
Leider auch etwas stinkig, wie halt so Dampf ist, der in der Erde eine Weile vor sich hinfaulen kann. ;-) Teilweise waren die Spalten bzw. Loecher, wo der Dampf rauskam, so tief, dass man nach unten schauen konnte, ohne einen Boden zu sehen... Unheimlich. Der Guide meinte auch, dass schon einige Touris an den Geysiren umgekommen sind. Die wollten wohl mal schauen, wie tief das Loch tatsaechlich ist...
Jedenfalls war der grosse Moment gekommen: der Guide wollte uns die Lava zeigen! Nun, was wir zu sehen bekamen, war kochendes Wasser und kochender Schlamm. Nett, aber Lava war das keine, auch wenn er uns tapfer das Gegenteil erzaehlen wollte. ;-)
Danach sind wir weiter zu den heissen Quellen gefahren. Und da hat sich das fruehe Aufstehen und vor Allem das Losfahren ohne Fruehstueck (die anderen Gruppen haben erst noch in der Unterkunft gefruehstueckt) gelohnt: wir waren die ersten! Das Wasser war richtig heiss, so dass man sich wie bei einer zu heissen Badewanne erst einmal an die Temperatur gewoehnen musste. Und im Gegensatz zu der heissen Quelle nach der MTB-Tour war hier das Wasser total klar und der Boden des Beckens mit Lavasteinsand gefuellt. Zusammen mit der aufgehenden Sonne, der Lagune und den Bergen im Hintergrund supertoll!
Und als dann langsam die anderen Gruppen eintrafen, sind wir raus und haben unser Pancake-Fruehstueck mit Dulce de Leche genossen. Alles richtig gemacht! Ich denke, die Bilder sprechen einmal mehr fuer sich... Nach dem Fruehstueck ging es dann mit einem Zwischenstopp an einer weiteren Lagune direkt zur Grenze, wo wir unsere Gruppe verlassen haben. Nach anfaenglichen Verwirrungen wegen unserem schon vorhandenen Ausreisestempel ging dann alles gut, wir sind zu Fuss ueber den Graben, der die chilenisch-bolivianische Grenze darstellt und in einen Bus gestiegen, der mit uns zur Einwanderungsbehoerde und nach San Pedro de Atacama gefahren ist.
Hier verbringen wir in einem superschoenen Hostel die Zeit ueber Weihnachten, bevor es dann weiter in Richtung Sueden geht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen