26. Oktober 2020

Sind wir jetzt in Griechenland?

18. bis 23.10.2020 Siziliens Südwesten

(ts) Nachdem wir lange überlegt hatten, ob wir noch länger bleiben sollen, ging es nun doch schon weiter. Wir wollten ja noch den ganzen Westen erkunden... 

Als erstes wollten wir uns noch Modica anschauen. Dies ist eine Stadt im Hinterland, die für ihre Schokolade bekannt ist. Als wir auf dem angestrebten Parkplatz ankamen, schlief Yaron fest. Nicole machte sich auf den Wege einen Café zu bekommen. Sie kam allerdings mit leeren Händen zurück und meinte, dass die Stadt wie ausgestorben ist und alle Läden geschlossen haben. Wahrscheinlich weil Sonntag war und zudem schon mittags. Irgendwie nerven die Sonntage in Italien... 😉 Zudem hatte uns die lange Mittagspause aller Geschäfte nun schon öfters einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da Yaron noch schlief, fuhren wir also weiter. Beim Losfahren ist er zwar aufgewacht, aber mittlerweile war es auch keine Seltenheit mehr, dass er nach ein paar Minuten im Auto wieder einschläft, zumindest wenn er in Summe noch keine Stunde geschlafen hatte. 😃 Der Campingplatz Scarabeo in Punta Braccetto war das auserkorene Ziel. Und wir wurden dort definitiv nicht enttäuscht.

Der Strand war der Hammer und die Sonnenuntergänge wieder ein Traum, dazu noch eine saubere Privattoilette und eine saubere und gepflegte Anlage. Regelmäßig kamen auch noch ein Brötchen-, ein Fisch-, ein Gemüse- und ein Fleischwagen vorbei. Für italienische Verhältnisse mit 18 € pro Nacht dazu sehr günstig. Einzig die lauten Zeltnachbarn, die den ganzen Tag/Abend TV in voller Lautstärke vor dem Zelt glotzten, waren nervig. Aber für Yaron war es bisher definitiv der beste Platz. Alle auf dem Platz kannten ihn nach kurzer Zeit und winkten ihm ständig zu und am Strand da rannte er auf und ab und spielte mit den Wellen. Im Nachhinein hätten wir hier länger als zwei Nächte bleiben sollen, hinterher weiß man immer mehr. 🙈 Wir lernten dort auch eine Familie kennen, die ihre beiden Söhne 5. und 2. Klasse aus der Schule nahmen, um für ein Jahr auf Reise zu gehen. Es war eine sehr interessante Unterhaltung beim Abwasch... 😉 Am zweiten Tag packten wir auch erstmals auf Sizilien unsere Räder aus, um das 6km entfernte Fischerdörfchen Punta Secca anzuschauen. Das Dörfchen war wie ausgestorben - Mittagsschlaf oder Winterschlaf? Nach langer Suche und Unentschlossenheit fanden wir dann doch noch ein nettes Lokal, bei dem wir mit Meerblick Pasta genießen konnten.



Nach WhatsApp Rücksprache mit Nicole und Mathias ging es weiter zu ihrer Empfehlung, dem Campingplatz Valle dei Templi. Auch wir wollten das Tal der Tempel aus der griechischen Zeit Siziliens noch erkunden. Der Platz war dafür bestens geeignet.

Hier gab es öfters Spielplätze für Rollstuhlfahrer... Habt ihr sowas schon einmal gesehen? 



Mit den Rädern fuhren wir die 3km hoch zum Tal der Tempel, das auf einem Bergrücken liegt. 🙈 12 Euro Eintritt pro Person ist zwar viel, allerdings gab es schön angelegte Wege und am Wegrand wurde ständig durch Nachbildungen gezeigt, wie damals die schweren Steine bewegt wurden. Die Tempel, die teilweise wieder aus den Trümmern aufgebaut wurden, waren richtig beeindruckend.


Auf der nächsten Etappe wollten wir uns gleich zu Beginn die türkische Treppe noch anschauen. Natürlich ist Yaron auf dem kurzen Stück eingeschlafen. Wir überlegten kurz, ob wir weiterfahren sollen, weckten ihn dann aber und gingen die Treppen runter ans Meer und bewunderten unten den weißen Felsen mit den "Stufen".

Yaron nahm noch ein kurzes Bad im Meer und dann ging die Fahrt weiter und er schlief tatsächlich noch einmal ein. Etwas planlos sind wir schließlich beim Agriturismo Agrisizilia gelandet. Ein richtig schönes Anwesen.

Da wir früh dran waren ging es noch mit Toni zum Meer, das ein paar Kilometer entfernt war. Die Strand- und Parkplatzsuche gestaltete sich schwierig. Wir fanden dann doch noch einen Strand, waren aber irgendwie etwas enttäuscht, da es nimmer so schön, wie bei Scarabeo war...


Abends hatten wir uns ganz mutig für das hochgelobte Fischmenü im Agrisizilia angemeldet. Schwertfisch und Thunfisch zur Vorspeise, dann Flunder aus der Pfanne und gefüllter Tintenfisch als jeweils separater Gang. Es war lecker, aber Yaron bei Laune zu halten bei der fortgeschrittenen Zeit war ganz schön anstrengend...

Am nächsten Morgen plauderten wir noch lange mit einem Pärchen aus Heinsberg, das mit zwei Motorrädern und Zelt unterwegs war. Eigentlich wollten sie die Panamerikana von Alaska bis Feuerland fahren. Nun war Island bis Griechenland ihr Plan. Ihre Erzählungen von Island mit dem Motorrad hörten sich krass an. Uns war dort ja schon mit dem Bulli mit Standheizung zu kalt... 🤣 Wir haben auf Sizilien jetzt schon so viele Leute getroffen und irgendwie war Sizilien nie das ursprüngliche Reiseziel.

Da wir wieder direkt ans Meer wollten, zogen wir weiter ins 10km entfernte Triscina zum Campingplatz Helios. Obwohl alles etwas heruntergekommen war, waren der Platz und der Strand sehr schön und da nichts los war, für uns ideal. So verbrachten wir einen gemütlichen Tag am Strand und planten die restlichen Tage.


Da wir beide keine Lust mehr auf Städte bzw. Kultur hatten und wir die verbliebene Zeit möglichst am Meer verbringen wollten, sollte nun der Zipfel um San Vito de Capo im Nordwesten unser letztes großes Ziel auf Sizilien werden. Da die Coronazahlen in ganz Europa stark im Steigen sind und die Maßnahmen täglich verschärft werden, war für uns nun auch klar, dass wir nach einer Fähre nach Genua in 5-6 Tagen Ausschau halten. Nach unserer ursprünglichen Planung wollten wir spätestens Anfang November wieder zurück sein, bis dahin wäre es ja sowieso nimmer lange hin. Im Moment ist es noch schwer vorstellbar innerhalb weniger Tage von dem gefühlten Sommer in Sizilien in den deutschen Winter zu wechseln. Hier sind wir den ganzen Tag draußen und Yaron am rumtoben und entdecken und Zuhause müssen wir wohl die meiste Zeit in der Wohnung verbringen. Auf das riesige Bett und das große eigene Bad freue ich mich schon. 😉

21. Oktober 2020

Strandtage

11.10. bis 17.10.2020 Siziliens Südosten 

(nf) Großes Hallo, als wir auf dem Agricampeggio angekommen sind! Und da das Wetter nochmal richtig schön und warm war, beschlossen wir, den Nachmittag gemeinsam am Strand in der Nähe zu verbringen. Weicher Sand, türkisfarbenes Wasser und schön flach abfallender Strand - es war ein wirklich schöner Nachmittag! Für die Eltern mit anregendem Austausch, für die Kinder mit Spielkameraden... 🙂 

Den Abend verbrachten wir dann, nachdem die Kinder zu Bett gebracht waren, auch zusammen und schwatzen und scherzten noch eine ganze Weile vor unserem Camper. 

Der nächste Tag war leider ein richtiger Schlechtwettertag, kühl, Dauerregen, immer mal wieder auch Gewitter und starker Wind. Wir haben viel Zeit im Camper verbracht und die restliche Zeit mit Einkaufen, Kochen etc. verbracht. Auf dem Hof gab es auch einige Tiere: Ziegen, Katzen, Hunde, Pferde, Truthähne, ein Schwein - und leider auch jede Menge Krabbelvieh... ersteres sorgte für große Freude bei Yaron, letzteres nervte Tobias und mich zunehmend. Abends verabschiedeten wir uns noch von Matthias, Nicole und Marla, die sich auf die Nacht hin auf den Rückweg nach Palermo machten, da sie am Folgeabend die Fähre zurück gebucht hatten. Wir beschlossen, am nächsten Morgen nach dem Frühstück auch weiterzuziehen: wieder etwas Richtung Norden, wo wir ein schönes Örtchen und ein Naturschutgebiet 'übersprungen' hatten. Yaron bekam beim Bezahlen noch einen Pancake von der Nonna in die Hand gedrückt. Im Gegensatz zu unserem -halbwegs gesunden- Frühstück hat er den mit großem Appetit verdrückt - Yaron scheint lieber etwas Hunger auszuhalten als etwas zu essen, auf das er keine Lust hat... 😠 Zusätzlich Honig, Marmelade oder sonstigen Extra-Zucker konnte ich zum Glück abwehren... ich bin gespannt, ob Yaron jemals wieder Vollkornbrot essen wird... 😅

Das Örtchen Noto lag auf der Strecke und wir haben es mit Yaron in der Kraxe ein wenig erkundet.

Wir sind tatsächlich überrascht, wie viel so schöne Altstädte Sizilien zu bieten hat. Auch bei diesem ist die Altstadt komplett im Barockstil gehalten; nachdem der alte Ort einem Erdbeben zum Opfer fiel, wurde die Stadt an anderem Standort komplett neu errichtet. Tobias fand auf der Suche nach einem Mittagessen einen Mini-Laden mit frischer Pasta, wo wir zuerst lecker geschmaust haben und uns dann noch die Kraxe vollgepackt haben. Frische Tortellini sind einfach der Hammer... 😋

Die Italiener(innen) verfallen im Übrigen reihenweise Yarons blonden Haaren und blauen Augen - wenn er dann noch grinst, gibt es kaum mehr ein Halten. Ist einfach belissimo, unser bimbo. 😄 Nach Türmen, Fassaden, Kirchen und Kathedralen und je einem doppelten Espresso musste natürlich auch noch ein Eis her - wenn man schonmal im Städtchen ist, muss es ausgekostet werden... 😉 auch hier gab es noch was für den 'Vorrat', diese Dessert-Röllchen (Cannoli heißen die, haben wir inzwischen gelernt und sind eine sizilianische Spezialität) im Miniformat mit verschiedenen Füllungen - seeehr lecker! Für auf die Hand gab es hervorragendes Eis (Tobias findet tatsächlich, dass es evtl. noch eine Alternative zum ewigen Schokoeis geben könnte - Pistazie). Und da der Verkäufer auch verliebt in Yaron war, hat der eine Waffel mit Erdbeereis geschenkt bekommen. Kurz gezögert, aber irgendwann ist es ja so weit für sein erstes Eis... Es gibt schlechtere Gelegenheiten als ein geschenktes Eis auf Sizilien! 🙂 Er war jedenfalls im Himmel und hinterher wie wild am Rennen... ob's die Kraxe oder der viele Zucker an dem Tag war, sei mal dahingestellt...

Weiter ging es nach Avola, wo wir uns einen Stellplatz rausgesucht hatten. Zu unserer großen Freude war alles blitzblank, der Besitzer sehr nett und das ganze auch noch relativ günstig.

Dort wollten wir 2 Nächte verbringen und am mittleren Tag in eine Schlucht wandern.

Nach 250Hm Abstieg sollten glasklare Becken zum Baden einladen. Leider war ein Teil des Weges und ein Großteil der Becken gesperrt. So blieb es eine schöne Wanderung und auch eine nette Pause am 'Pool' (Tobias hat sich sogar reingetraut), aber der schönste Teil blieb uns wohl verwehrt.

Yaron saß in der Kraxe und hat bis fast zum Schluss gut mitgemacht. Für den letzten Kilometer brauchte es dann alle Überredungskünste, Pferdchenspiele und Tragevarianten, dass wir gut zurückgekommen sind... 😉Nachdem wir Abends einen kleinen (bzw. großen) Pampers-Unfall hatten (ein Hoch auf die sauberen Duschen!), beschlossen wir spontan, noch eine Nacht länger zu bleiben, 2 Waschmaschinen durchzuwaschen und einen ruhigen Tag zu machen. Mittags sind wir in das Städtchen spaziert und haben Fisch an einem Straßenstand gekauft, in einem Weinladen geshoppt und -natürlich- Eis bzw. Cannoli gegessen. 🙂


Am nächsten Tag ging es wie gewohnt nach Frühstück und zusammenpacken zu Yarons Schläfchen los, diesmal Richtung Marina di Modica. 

Und unterwegs die Hammer-Geschichte:

Ich war am Fahren, unübersichtliche Situation, ich bin in einer Baustelle links abgebogen, Straße miserabel und die Verkehrsführung mit Hütchen gemacht. Und rechts am Straßenrand parkte auch noch ein Auto. Als wir auf Höhe dieses Autos waren, lässt es einen Schlag - kurz gedacht, ich wäre dagegen gefahren?! Ich hielt es eher für unwahrscheinlich, aber wer weiß... Tobias hat jedoch direkt in den Spiegel geschaut und gesagt, ich war mindestens noch einen halben Meter entfernt. Also weitergefahren. Das Auto kurz nach uns eingeschert und sich zu uns vorgearbeitet. Wild gehupt, Lichthupe und Handzeichen, uns noch irgendwie überholt und dann ausgebremst. Als ich ihn wieder überholen wollte, nach Links gezogen, vor uns. Drin im Auto ein recht junges Paar. Irgendwann sind sie, wohl in der Annahme, dass wir ihnen folgen, in einen Feldweg abgebogen. Wir sind weiter gefahren, sie haben dann aufgegeben und sind zurück. Weshalb wir uns so sicher waren, dass es eine Betrügermasche war? Matthias und Nicole ist auf der gleichen Etappe das Selbe passiert. Die haben natürlich angehalten, bei einer alten Fabrik und ein Paar hat ihnen erklärt, sie hätten ihnen den Spiegel abgefahren beim Überholen und sie müssten jetzt bezahlen oder sie würden die Polizei holen. Komische Situation auch dort, plötzlich kamen 5 Typen aus der Fabrik dazu und das Paar verschwand schnell. Diese Männer haben Matthias und Nicole dann erklärt, dass das Betrüger waren, die entweder auf das Geld zum Bezahlen des Schadens oder auf einen schnellen Raub aus dem Autoinnern (wer denkt schon an seine Wertsachen, wenn er dann schnell aussteigt, um den Schaden zu begutachten?!) aus sind. Während der Diskussion hatte das Pärchen sogar mit Farbe einen Strich auf das Auto gemacht, quasi als 'Beweis'. Matthias und Nicole hatten uns diese Geschichte erzählt und so waren wir vorgewarnt - krasse Sache trotzdem! Ich war auch trotzdem unsicher, ob es nicht besser wäre anzuhalten. Tobias drängte mich aber, weiterzufahren, in dem Fall zum Glück... An unserem Camper war nichts zu sehen, was auch immer sie geworfen hatten, hat zumindest keine Spuren hinterlassen.

Nach dieser Aufregung waren wir froh, auf einem gemütlichen, etwas alternativen, günstigen Campingplatz direkt am schönen Meer angekommen zu sein.

Den Nachmittag verbrachten wir dann ganz gemütlich und sind über den Strand in den Ort spaziert für Kaffee und Eis. Ich habe auch noch eine weitere sizilianische Spezialität gekostet, Eis im Brioche.

Quasi ein Mega-Riesen-Eis-Sandwich. Es war viel zuviel und auch nicht ganz meines mit dem Brioche. Aber seit ich das in Palermo gesehen hatte, wollte ich das auch probieren... Check! 😉


Auch den Folgetag verbrachten wir ähnlich: gemütlich auf dem Campingplatz (der Besitzer hatte 2 Kinder und Yaron somit Spielkameraden) bzw. dann später am Strand und Café, diesmal mit einem Granita für mich, ebenfalls eine sizilianische Spezialität: eine Art Sorbet und sehr, sehr lecker! Yaron hatte mächtig Spaß dabei, am Strand herumzurennen. Wenn man ihn da hinstellte, gab es kaum ein Halten mehr...

Die Sonnenuntergänge waren an beiden Abenden spektakulär, tolle Küste, Kakteen und die rotglühende Sonne, die im Meer versinkt... 😍

Für den Tag darauf beschlossen wir trotzdem, weiterzufahren. Eine weiterer Tag Eis, Kaffee und Strand war uns dann doch zu öde...

Ein paar Worte zum Reisen zu dritt...

(nf) Wir merken, dass es schon ein deutlicher Unterschied ist, ob man mit Kind unterwegs ist oder eben zu zweit. Das ist ja so weit nicht überraschend, wie das Leben allgemein mit Kind einfach ein anderes ist als ohne, ist natürlich auch das Reiseleben ein anderes. 

Aber in welchem Maße, das war uns davor nicht ganz klar. Oder es ist eben so, dass es ein Unterschied ist, ob man sich vorher etwas überlegt oder dann tatsächlich in der Situation ist.

Für uns konkret bedeutete das, das wir schon eine Weile gebraucht haben, bis wir uns hier eingeruckelt hatten. Das Wetter tat sein übriges, aber ich bin überzeugt davon, dass das nicht das Hauptthema war bzw. auch ist.

Bei unseren bisherigen (Camper)Urlauben zu zweit waren wir maximal flexibel. Wie es eben so ist, wenn man alles dabei hat. Im Zweifel konnten wir auch abends um 8 noch einen Stellplatz weiterfahren, wenn wir das wollten. Oder mal einen Tag nur irgendwelches Zeug auf die Hand essen, wenn es eben so war ( bzw. einfach nur morgens uns abends essen). Oder einfach mal mit einem Bier vor dem Camper sitzen. Oder tatsächlich ein Tagesprogramm haben. Oder spontan irgendwo anhalten: Aussichtspunkt, Markt, schöner Ort zum Kaffeetrinken. Das sind alles Dinge, die eben nicht einfach so gehen mit kleinem Kind dabei. 

In vielen Bereichen verliert man die Flexibilität mit dem kleinen Mann bzw. ist eben eingeschränkt. Und das trotz dem Flexibiltäts-Plus des eigenen Campers!

Dazu kommen die kleinen 'Katastrophen' des Baby-Alltags: hier eine gesprengte Windel, dort ein ausgekotztes Abendessen, dazwischen wissenschaftliche Untersuchungen von Scherben und Zigarettenstummel: da wünscht man sich zwischendurch schon die eigenen vier Wände, Platz, eine saubere Dusche und eine Waschmaschine...

Das Essen ist auch auf Reisen unser großes Thema. Zwar isst Yaron inzwischen grundsätzlich besser, aber auf so kleinem Raum jeden Tag etwas halbwegs gesundes, was er dann auch noch isst, auf den Tisch zu bringen, ist halt aufwändig. Zumal es auch entfällt, wie zu Hause Sachen auf Vorrat zu machen und dann einzufrieren. Da Yaron ja kein Breiesser ist, ist es noch schwieriger, auch gesunde Sachen in ihn zu bekommen. An Tagen, an denen wir viel unterwegs sind, kommt es oft vor, dass er den ganzen Tag fast nichts isst - zu aufregend ist alles drumherum.

Und bei allen Plänen und interessanten Dingen muss man sich immer fragen: wie klappt das mit ihm und mit seinem Tagesablauf? Wann kann er wo was essen? Wird er schlafen können? Sind es zuviel Eindrücke (speziell nach Palermo hatten wir das Gefühl)? Und am Ende auch: ist es den Aufwand wert, den es bedeutet?

Den Spagat, den man als Eltern auch zu Hause macht zwischen eigenen Bedürfnissen und dem Wunsch, den Bedürfnissen des Kindes zu 100% gerecht zu werden, dieser Spagat wird unterwegs nicht einfacher. Das überrascht mich doch, hat man doch unterwegs auch so viel 'Stressfaktoren' weniger als zu Hause und viel mehr Zeit, sich auf das Wesentliche zu fokussieren.

Eine weitere Sache, die wir unterschätzt haben, ist der Aufsichtsaufwand. Daheim kann Yaron bei vielen Sachen 'mitlaufen', man kann sich (inzwischen!) einen Kaffee rauslassen, sich im Bad fertig machen, Wäsche machen etc. auch wenn er dabei ist. Zwar mit mehr Aufwand, als wenn man alleine ist, aber es geht grundsätzlich. Hier ist es so, dass immer einer eigentlich zu 100% bei ihm sein muss. Ansonsten rennt er zu Nachbars Felgen und untersucht sie (Ölhände!!), er rennt wild über die Straße, spielt Wasserhahn-auf-Wasserhahn-zu, oder geht einfach mal wo anders hin. Das heißt auch, wenn einer Geschirr waschen geht, muss der andere Yaron beaufsichtigen, wenn der eine das Auto zum Weiterfahren fertig macht, geht der andere mit Yaron den restlichen Campingplatz erkunden. Am Ende geht also alles fast doppelt so lange. Das Pärchen, das wir mit ihrer 11monatigen Tochter kennengelernt hatten, haben dazu einen Laufstall/Reisebett dabei. Wenn Sie zusammenpacken, kommt die Kleine mit ein paar Spielsachen da rein und beide können mal schnell ein paar Handgriffe machen. Das hätten wir manchmal auch gerne!! Andererseits, wahrscheinlich würde Yaron Mordio schreien und wir könnten ihn eh nicht nutzen... 🙈

So, und wer jetzt denkt, wir jammern: stimmt schon. 😉

wir genießen das Reisen mit ihm auch sehr! Wir sind froh und dankbar, dass wir das so machen können! Immer wieder öffnet der kleine Blondie uns die Türen zu den Herzen der Italiener(innen meist). Er entschleunigt unser Reisen, reduziert uns oft auf das Wesentliche. Wir lieben es, wie er es liebt, mit uns auf dem Camperbett Zeit zu verbringen. 😍 und wie neugierig, aufgeschlossen und selbstverständlich er sich in jeder neuen Umgebung und gegenüber neuen Menschen bewegt. Wie er selbstbewusst und selbstständig auf Entdeckertour geht. 

Wir freuen uns, unterwegs sein zu können, auch in diesem anderen Lebensabschnitt. Es IST möglich, auch mit Kind zu reisen! Er macht unglaubliche Fortschritte in dieser Zeit und wir sind ganz nah dabei und können uns voll auf ihn bzw. uns als Familie konzentrieren. Und wir hoffen so natürlich auch, ihm Offenheit, Toleranz und guter Wille gegenüber dem Rest der Welt weitergeben zu können.


Will heißen: ja, es ist mehr Aufwand mit Kind unterwegs zu sein. Manche Dinge machen schlicht und ergreifend nicht mehr so viel Spaß bzw. gehen einfach nicht mehr gut.

Und dem gegenüber stehen 180.000 Sachen, die das Reisen auch mit Baby bzw. Kleinkind wertvoll und machenswert machen. Am Ende geht es ja beim Reisen auch darum, seine eigene Komfortzone zu verlassen. Das geht auch mit Kind. Oftmals sogar schneller. 😉

12. Oktober 2020

Sommer, Sonne, Sonnenschein,...

06.10. bis 10.10.2020 Siziliens Hochland und Ostküste

(ts) Einmal quer über die Insel an die Ostküste mit einem Zwischenstopp im Hochland irgendwo bei Enna war das erklärte Ziel für die nächsten Tage. Nach dem Verkehrsgewusel an der Küste wurde es dann im Hinterland recht schnell viel ruhiger. Einzig durch die ständigen, maroden Brücken, auf denen die Schnellstraße oft nur einspurig war und ein Tempolimit von 60, 40 oder sogar nur 30 herrschte, wurden wir ausgebremst. Auf den Nebenstraßen gab es sogar Schilder mit Tempo 20 und 10. Habt ihr schon einmal ein Tempo 10 Schild gesehen? Es wäre irgendwie sinnvoller realistische Tempolimits zu wählen und diese zu kontrollieren. Allerdings den Sizilianern schienen wohl Limits und Schilder sowieso egal zu sein... Das Hochland war viel fruchtbarer als ich gedacht hätte, es war echt eine tolle Landschaft. Wir schlugen unsere Zelte in der Nähe von Enna bei einem Agriturismo auf, das sehr schön angelegt war und sogar einen Pool hatte. Wir (bzw. Nicole hat beim Münze werfen verloren) mussten vor den verschlossenen Toren des Agriturismo Paparanza zuerst die Besitzer anrufen, die aus dem Ort zu uns kommen mussten. Wir waren die Einzigen Camper, nur ein Bungalow war belegt. Letztes Jahr war wohl um die gleiche Zeit alles voll mit Deutschen und Franzosen, auch hier hat Corona seine Spuren hinterlassen.

Es war jetzt übrigens der erste Platz mit einer ausgestatteten Küche für Camper. Auf Island und in Neuseeland gab es dies ständig. Da kann man dann doch etwas besser kochen als im Camper und der Gestank ist dann auch weiter weg... 😉 Den Mittag und Abend nutzten wir um den Berg von Wäsche zu machen und die nächsten Tage zu planen. Yaron spielte derweil auf der Spielwiese mit den Katzen.

Am nächsten Morgen staunten wir nicht schlecht, als wir aus dem Camper kamen und Ätna sahen. Die Landschaft sah mit dem Vulkan im Hintergrund noch besser aus.
Am Mittag machten wir einen Ausflug zur Villa Romana del Casale, eine römische Villa, die ca. 300 n. Chr. erbaut wurde und wunderschöne Bodenmosaike besaß. Krass, welchen Reichtum oder Macht man besitzen musste, um solch eine Villa bauen zu lassen. Die Bodenmosaike waren der Hammer, jedes Zimmer hatte dabei ein anderes Motto. Highlight waren natürlich die Bikini-Mädels...
Jetzt ging die Fahrt weiter an die Ostküste. Nachdem wir jetzt schon mehrere Hinweise zur Alcantara Schlucht bekommen hatten, wollten wir sie doch persönlich erkundigen. Bis zu 20 Meter tief hat sich der Fluss in das Ätna Lavagestein gefressen. Über die öffentliche Treppe kommt man für 1,50 Euro runter an den Strand und kann sein eigenes Canyoning machen. Schuhe aus und rein ins kalte Wasser... Yaron hatte definitiv den besten Platz beim Erkunden...
Wir haben beide den Abstecher zur Schlucht nicht bereut und waren echt beeindruckt. Nicole wäre dabei gerne noch weiter in die Schlucht vorgedrungen, ich bekam allerdings mit Yaron auf dem Rücken kalte Füße. Über unseren Reiseführer hatten wir dann auch einen kleinen, privaten Stellplatz direkt gegenüber gefunden. 10 Euro für die Nacht mit Strom war für italienische Verhältnisse richtig günstig. Der eine Liter Olivenöl für 8 Euro dann nimmer so. 🙈 Wir waren erneut die einzigen auf dem Stellplatz, was es vor allem nachts etwas unheimlich machte.
Ein Campingplatz in der Nähe von Taormina war die nächste Anlaufstelle. Auf dem Weg dorthin füllten wir in einem Lidl noch unsere Vorräte auf. Im Campeggio Almoetia angekommen, gab es endlich ein ausgiebiges Frühstück und dann ging es an den fußläufigen Strand zum Abkühlen.
Auf dem Campingplatz waren dann auch wieder sehr viele Camper, hauptsächlich Schweizer und Deutsche. Da wir nun schon einmal da waren, wollten wir natürlich auch die Stadt Taormina erkunden. Den nächsten Tag ging es also zuerst die 4km mit Toni zur nächsten Bushaltestelle und dann mit dem Bus die Serpentinen hoch in den Ort. Zum Glück hatten wir den Reiseführer, der uns vor der eigenen Anfahrt mit dem Camper warnte. Die Straße war richtig eng und Parkplätze für Camper hätte es auch keine gegeben. Da waren die 3 Euro für das Busticket (hin und zurück) gut investiert. Taormina soll eines der schönsten Städte der Insel sein und hat viele kleine verwinkelte Gassen und ein gut erhaltenes griechisch-römisches Theater, das im 2. Jahrhundert v. Chr. erbaut wurde. Das Theater kostete zwar 10 Euro Eintritt, aber der Blick über die Ränge mit der Küste und dem Ätna im Hintergrund war es allemal wert.
Yaron war die ganze Zeit bei mir in der Kraxe. Als wir ihn dann rausholten und gemütlich einen Café trinken wollten, sprudelte er nur so von Bewegungsdrang. Es war also besser den Café in Etappen zu trinken. Also einer trank Café und der andere rannte Yaron durch die Gassen hinterher, er wurde von Tag zu Tag schneller... 🙈
Zurück am Campingplatz hatten wir neue Nachbarn. Eine holländische Familie mit 2 Kindern (2 und 4) war auf einer Elternzeitreise mit Tesla und Wohnanhänger. Die Kinder spielten mit Yaron auf dem Teppich, Nicole kochte und ich redete mit den Holländern, die auch ständig On Tour sind und schon viel von der Welt gesehen haben. Mit dem Tesla und Anhänger kommen sie mit einer Batterieladung übrigens nur 150km. Ohne Anhänger zwischen 300 und 400km. Und Campingplätze suchen sie anhand des Ladestroms aus. Da muss man echt gut planen.

Abends wurden dann unsere Pläne für die kommenden Tage über den Haufen geworfen, als wir bemerkten, dass der nächste Campingplatz wegen Corona erst wieder 2021 öffnet. Wir wollten eigentlich nach Siracusa, die Stadt anschauen und Nicole dort tauchen. Wir waren über WhatsApp weiterhin noch mit Nicole, Matthias und Marla vom Gardasee in Kontakt, die uns ja auf die glorreiche Idee mit Sizilien brachten. Sie waren zur Zeit auf einem Agricampeggio 40min südlich von Siracusa bei Pachino. Und so beschlossen wir die drei zu besuchen. Sie standen kurz vor der Rückreise, da sie zu Marlas ersten Geburtstag wieder in Berlin sein wollten. Mit Vorfreude auf das Wiedersehen ging es also in die Nacht! 😃