2. Mai 2015

Crashkurs im 'Entspannt sein'

25.04. bis 01.05.2015 Nicaragua: Little Corn Island und Masaya


(nf)
Den Eintrag zu unseren letzten Stationen schreibe ich von Miami aus, wo wir 5h Wartezeit zwischen den Flügen überbrücken müssen. Das Ein- und Auschecken von uns und dem Gepäck war in weniger als 1h erledigt, weshalb noch genügend Zeit bleibt, einen ausführlichen letzten Bericht von Nicaragua zu schreiben! :-D

Die Anreise auf die Corn Islands, bzw. in dem Fall die Little Corn Island ( Isla del Maíz Pequeña) verlief problemlos, trotz einiger Bedenken meinerseits am Morgen - zu viele Unbekannte für einen Tag. Der Expressbus morgens früh von Estelí fuhr am richtigen Terminal, setzte uns auf unseren Wunsch am Flughafen ab und auch unser Gepäck -leicht genug, aber laut Airlinerichtlinien eigentlich zu groß- wurde anstandslos eingecheckt.
Eine der besten Entscheidungen bei "Der Reise" war meiner Meinung nach übrigens der Spanischkurs. Es ist verblüffend, wie viel trotz einem Jahr ohne Spanisch noch hängengeblieben ist und auch wenn in Nicaragua mehr englisch gesprochen wurde, als wir erwartet hätten, so etwas wie den extra Busstopp am Flughafen oder das Sandwich-Lunchpaket morgens um 4 zu organisieren wäre auf Englisch eher nicht möglich.

48 Passagiere - gibt's auch nur für 12
Zurück auf die Corn Islands: wir hatten das größte der Propellermaschinchen (auch auf dem Rückflug), so sind wir gemeinsam mit 46 anderen auf der größeren der beiden Inseln gelandet. Zu dritt im Taxi sagte uns der Fahrer, dass es erst abends ein Boot zur anderen Insel gäbe.
Mist, das deckte sich auch mit unseren Reiseführern, wir hatten nur gehofft, die Angaben wären veraltet... Allerdings wollte der Fahrer uns dann auch gleich anstatt zum Hafen zu einem netten Restaurant, direkt am Strand,  fahren... Yeah, na klar, und das gehört dann seinem Schwager?! Bockig haben wir also den Hafen durchgesetzt. Wir wollten die 4h verbleibende Helligkeit nicht mit Warten verschenken, zumal wir wider besseren Wissens keine Unterkunft vorgebucht hatten...
Und tatsächlich hatten wir Glück, ein kleines Frachtschiff wartete noch auf Benzin, bevor es seine Lebensmittel weiter zur LCI bringen konnte und war bereit, uns für 50Cordoba, umgerechnet knappe 2$, mitzunehmen. Prima, Zeit und Geld gespart, das kleine Boot hätte p. P. 6$ gekostet!
Nach der entspannten, dreiviertelstündigen Überfahrt waren wir auf der karibisch-paradiesischen Insel angekommen.


Keine Straßen, nichts motorisiertes, nur Fußwege durch "Dschungel", lauter Kokospalmen und Mangobäume, so machten wir uns auf den Weg auf die andere Inselseite, wo wir eine Unterkunft suchen wollten.

Nach einigen Fehlschlägen haben wir uns für die billigste Variante entschieden: ein rustikaler Bungalow, sehr, sehr basic und trotzdem 30$ pro Nacht- aber nur ca. 10m vom Wasser weg und morgens mit Blick aus dem Bett auf den Sonnenaufgang überm Meer... Das ließ uns vom Rest absehen, zumal die anderen Unterkünfte nicht wesentlich besser oder aber unbezahlbar waren...
Danach starteten wir zum ersten der unzähligen Inselrundgängen- ich würde gerne wissen, wieviel km wir insgesamt dort gelaufen sind... Der erste Weg führte uns zu Derek's Place, wo wir für die letzte Nacht per Mail reserviert hatten (wenigstens eine Nacht ein bisschen Luxus, so der Plan) und mit denen ich Tauchen wollte. Die erste Ernüchterung kam prompt: Derek war dermaßen relaxt, dass ich das dringende Bedürfnis hatte, ihm kräftig gegen das Schienbein zu treten, damit er mal irgendwie reagiert.... Argh. Und Sonntags (der Tag drauf, wo ich raus wollte zum Tauchen), neee, also da wird nicht getaucht, neee. Aber für Montag, da dürften wir dann am Sonntag nochmal kommen, da ist vielleicht jemand da, bei dem ich die Tauchgänge klar machen könne, und wir die Reservierung nochmal bestätigen, weil hey, er weiß echt nicht... Auf die Frage, auf welchem Fußweg es zum Dorf ginge, kam dann noch "in der und der Richtung, und dann, vielleicht, VIELLEICHT kommt eine Gabelung." Maybe. Herrgott nochmal, was heißt hier "maybe", ist da eine Gabelung oder nicht?!?! Aaaaaargh. Sie war da und wir sind im Dorf angekommenen, wo wir lecker Fisch und Hummer zu Abend gegessen haben, bevor wir die Runde komplett machten und zurück zur Unterkunft sind und den Abend mit einem Bier auf unserer Terrasse ausklingen haben lassen (wie sich später herausgestellt hat, gab es bei uns nicht nur die billigsten Strandbungalows, sondern auch das billigste Bier... check! ;-) )
Am nächsten Tag gingen wir wie besprochen auf 9 nochmal zu Derek's Place, um die Tauchgänge  und die Reservierung für die letzte Nacht klarzumachen. Dort wurden wir erst einmal 20min gepflegt ignoriert, bevor es mir zu bunt wurde und wir uns unignorierbar machten. Zwei Tauchgänge für Montag waren schnell geklärt, Dienstag und der geplante Nachttauchgang musste ich aber wo anders planen, für Dienstag waren Schnuppertaucher eingeplant, worauf ich keine Lust hatte.
Wenn ich nicht vorher Gutes über die Tauchgänge dort gelesen und gehört hätte, wäre das schon erledigt gewesen... Aber naja. Jedenfalls wurde uns dann noch gesagt, dass die Reservierung nicht gemacht wurde und wir nicht kommen könnten für die letzte Nacht, weil wir eine Anzahlung am


Vortag hätten machen müssen... Tja, hätte man uns ja mal sagen können, als wir am Vortag da waren und die Reservierung angesprochen haben... So tiefenentspannt die dort waren, so unentspannt waren wir dann... Irgendwie auch froh, dort nicht übernachten zu müssen, entschieden wir, alle Nächte bei Elsa zu bleiben und verbrachten den restlichen Tag am Traumstrand. Unterwegs habe ich dann noch das maximal mögliche, 3 Tauchgänge, für Dienstag bei einer der normalen Tauchschulen im Dorf klargemacht.
kurz vor Sonnenaufgang von unserem Bungalow aus
So gingen dann auch die jeden folgenden ganzen Tage drauf: aufwachen bei Sonnenaufgang, richten zum Tauchen, Tobias in der Zwischenzeit frühstücken im Insel-Café, nachmittags Schnorcheln, am Strand liegen und faulenzen.
Über die Tatsache, das ich um 8 bei Derek stehen musste, um dann erst um halb 10 mit einem Schnuppertaucher loszukommen, da hab ich mich ja schon gar nicht mehr groß geärgert... Was solls...
Die Tauchgänge an sich waren toll und jeder für sich wieder speziell und besonders. Da rund um die Corn Islands die Tauchplätze relativ flach sind, hatte ich auf 2 Tauchgängen meine neue Kamera dabei und kann euch deshalb das erste Mal eigene Fotos zeigen. Die Ausbeute is nicht so groß, ich muss halt noch ein bisschen üben... :-)
Bei dem ersten Tauchgang gab es außer Adlerrochen und Stachelrochen gleich 2 Ammenhaie zu sehen, beim zweiten sogar noch mehr. Die haben uns richtiggehend begleitet und haben sich sogar streicheln lassen... Ich war zuerst ablehnend, aber als ich sah, wie die Haie sich wie Hunde vor einen hingelegt haben und kraulen lassen haben... Verrückt... Ein Streicher hab ich auch gemacht! ;-)



Die Dives waren einfach, der Schnuppertaucher war ja auch dabei, aber die Tiere entschädigten...
Tags darauf mit der anderen Schule war die ganze Orga professioneller. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich meine Tauchgänge gleich alle dort gemacht... Der erste ging mit lauter Taucher mit dem Advanced-Schein auf ca. 23m Tiefe - schon haben sich die Mehrkosten für das Tauch-Zertifikat auf Koh Lanta gelohnt, sonst hätten die mich nicht mitgenommen auf die Tiefe. Der zweite Tauchgang des Tages führte zu einem Platz mit Höhlen und Überhängen, wieder etwas, was ich zuvor noch nie hatte.
Nach ein paar Stunden Pause und Strand stand dann der Nachttauchgang an. Ich wollte unbedingt das fluoreszierende Wasser sehen und eine Schildkröte stand beim Tauchen auch noch aus.
Beides geklappt! :-)
Außerdem war das Tauchen an sich bei völliger Dunkelheit etwas ganz besonderes.
Danach gab es ein letztes Mal Fisch in Kokossoße...
eines meiner Lieblingsbilder: Gabriel rächt Müllsünder im Kirchengarten...
Die Corn Islands unterscheiden sich übrigens massiv von der Kultur auf Festland-Nicaragua: während dort die indigenen/spanischen Wurzel sichtbar sind, hat auf den Inseln ein Großteil der Einwohner afrikanische Wurzeln und sprechen eine wilde Mischung aus Karibisch-Englisch und Spanisch. Hier gab es eher die Reggae-Rastafari-Fraktion - mit einem komplett anderem Verhalten als die Nicas auf dem Festland...

Am letzten Tag relaxten wir bis mittags noch am Strand bevor uns auf die Boot-Flug-Taxi-Minibus-Rückreise machten.
Das alles ging länger als geplant, auch weil wir auf offener See eine halbe Stunde mit kaputtem Motor hängenblieben, und wir sind erst bei Dunkelheit in Masaya angekommen.
Schlecht, mit unserem vollen Gepäck zwischen 8 und 9 abends durch dunkle Gassen zu laufen, wo uns die Einheimischen mehrfach angesprochen haben, ob sie uns helfen können und: wir sollen vorsichtig sein. :-/ Die dritte Unterkunft im dritten Viertel haben wir dann genommen, sah OK aus und war wenigstens billig. Und wir wollten weg von der Straße...
Falsche Wahl, wir hatten eine brütende Hitze im Zimmer, kein Fenster zum frische Luft reinlassen, in der Dusche bekam man nur Wasser ab, wenn man sich mit dem Hintern an die Fliesen drückte und gegen Mitternacht begann es zu gewittern und schütten - der erste Regen seit Dezember.
Gegen halb 6 wachte ich von einem lauten Platschen auf: das Dach war undicht und das Wasser lief durch die abgehängte Decke (wo natürlich auch noch Stromleitungen lagen) in unser Zimmer, wo sich schon ein richtiger See gebildet hatte. Wir haben dann nur noch abgewartet, bis es hell war und sind dann in eine Unterkunft gegangen, bei der wir nachts davor schon standen, die uns aber für 40$ pro Nacht zu teuer war. Inzwischen war uns das egal! Und im Endeffekt war es die Unterkunft mit ihren charmanten Besitzerinnen auch wert.

Den Tag verbrachten wir dann gemütlich in Masaya, der Handwerks- und Folklore-Hauptstadt Nicaraguas auf dem Markt, mit Herumschlendern und Billiardspielen in der Unterkunft.
Nach einem Abstecher zu den Folkloretänzen hieß es dann packen und schlafen, denn um kurz nach vier holte uns das Taxi zum Flughafen ab! Und jetzt wieder: ab ins kalte Deutschland!