31. Dezember 2013

... Chile!!!

23.12. - 28.12.2013 San Pedro de Atacama und La Serena

(ts)
Der Unterschied zwischen Bolivien und Chile ist fast so groß wie zwischen Guatemala und der USA. Kaum waren wir über die Grenze, gab es endlich richtige Straßen mit Haltebuchten, aber auch gesalzene Preise: Kostete ein frischer Fruchtsaft in Bolivien noch unter einem Euro, so waren es hier gleich ganze vier. Das Dorf San Pedro de Atacama hat nur ca. 4000 Einwohner, liegt auf 2300m Höhe und ist mit Touris gefüllt. Die Atacamawüste gilt als die trockenste der Erde, ist von mehreren aktiven Vulkanen umgeben und besitzt, wie die Uyuniwüste, einen Salzsee.

In San Pedro de Atacama angekommen, machten wir uns gleich auf zum Hostel "Soncheck". Leider stand an der Tür, dass es voll belegt ist. Da es mit Abstand das günstigste empfohlene Hostel war, wollten wir wenigstens die letzten beiden der drei Tage dort verbringen. Und siehe da, sie hatten sogar für alle drei Tage ein Zimmer frei. :-)

In der Stadt kam dann der nächste Schock, extrem hohe Preise und überall Touris. Immerhin konnten wir gleich unseren Bus über La Serena nach Valparaiso organisieren. Auch den Rest des Tages verbrachten wir mit Organisieren. So hatten wir am Ende eine Sternentour für den 25. und einen Reitausflug für den 26. geplant. Aufgrund der hohen Preise gab es abends einen billigen, selbst zubereiteten Tomaten-Thunfisch-Salat. ;-)

Am Heilig Abend haben wir es ruhig angehen lassen und nach den Strapazen der Uyuniwüste erstmal relaxt. Beim selbst zubereiteten Frühstück lernten wir Tommi, Petra und Lisa kennen, eine reisefreudige Familie aus Freiburg. Sie haben uns auch gleich angeboten am 25. mit ihnen eine Tour in die Atacamawüste zu unternehmen. Sie hatten hierfür bereits ein Mietauto reserviert. Da ließen wir uns nicht lange bitten... Abends kochten wir zeitgleich und aßen gemeinsam - eine lustige Runde mit vielen Geschichten zur Heimat und über das Reisen. Dabei hatten wir den Rummel in San Pedro mit den Tourimassen am Titisee verglichen... ;-) Es war ein völlig anderer Heilig Abend wie sonst und es war schwer vorstellbar, dass wirklich schon Weihnachten ist!

Am ersten Weihnachtsfeiertag radelte ich morgens zwei Stunden mit einem geliehenen Mountainbike durch die surreale Wüstenlandschaft. Im Reiseführer als traumhafter Single Trail beschrieben, wurde das Tal "Garganta del Diablo" dieser Ankündigung gerecht. Zwar ist die Strecke nicht lange, dafür einfach nur spektakulär.

Für 12 Uhr hatten wir uns mit den Freiburgern verabredet. Zuerst besuchten wir die "Laguna Cejar", die Mitten in der Salzwüste liegt und viele Flamingos beheimatet.

In einem Restaurant in Toconao gab es anschließend eine kurze Pause, bei der wir auch gleich noch eine Familie aus Bruchsal kennenlernten, mein "Viva la Südstadt"-Shirt hat uns als Karlsruher verraten. :-) Als nächstes ging es zu einer Badelagune, die auch inmitten in der Salzwuste liegt und einen so hohen Salzgehalt hat, dass man nicht untergehen kann. Wir lagen zu fünft in der Lagune und amüsierten uns prächtig. Ohne sich zu bewegen im Wasser zu sitzen, war schon etwas seltsam. Wäre der kalte Wind nicht gekommen, wären wir bestimmt bis zum Sonnenuntergang drin geblieben. Wieder aus dem Wasser, mussten wir zuerst die dicke Salzkruste abwaschen. Dann fuhren wir weiter zur dritten Lagune, bei der wir lediglich einen Fotostopp einlegten. Wieder zurück bei der Badelagune warteten wir den Sonnenuntergang ab, bei dem die ganze Landschaft nochmal ihre Farbe änderte. Zurück in San Pedro liefen wir sofort zum Organisator der Sternentour und mussten leider erfahren, dass aufgrund der Wolken die Tour abgesagt wurde. So nutzten wir die Zeit für ein ausgiebiges Weihnachtsessen im Restaurant um die Ecke - auch nicht schlecht... ;-)

Im Tal des Todes...
Am zweiten Weihnachtsfeiertag stressten wir uns früh aus dem Bett, packten unsere Sachen, checkten aus und gingen zur Ranch für unseren fünfstündigen Reitausflug. Der Besitzer kam etwas später zum Treffpunkt und erklärte uns ganz hektisch, dass wir die Tour auf Mittag verlegen müssen, da scheinbar einige Pferde ausgebüchst sind. Und wir machten uns den ganzen Morgen einen Riesenstress... :-/ Da unser Bus nach La Serena um 16:45 fuhr, mussten wir die Tour somit von fünf auf drei Stunden reduzieren. Um 12 Uhr startete dann endlich der Reitausflug. Unsere Erfahrungen mit Pferden beschränkten sich auf das Muli in Peru bei Nicole und Kinderkarusell bei mir. Nach einer sehr kurzen Einweisung gestaltete es sich aber nicht so schwer und so ritten wir gemeinsam mit zwei Guides wie einst Winnetou und Old Shatterhand zum Tal des Todes! ;-) Auch hier war die Landschaft beeindruckend, seht selbst:



Trotzdem hat Nicole beschlossen, den Peugeot doch nicht zugunsten von einem Pferd zu verkaufen und zur Arbeit zu reiten: ihr taten beim Absteigen alle Knochen weh... Man wird halt alt...

Nun war Weihnachten schon wieder fast vorbei und wir gingen mit großen Schritten unserem Bergfest am 28.12. entgegen. Wir saßen mal wieder über Nacht im Bus, diesmal ging die Fahrt von San Pedro zur Küstenstadt La Serena ganze 16 Stunden. Also hatten wir jede Menge Zeit zum Schreiben und zum Glück auch zum Schlafen... In La Serena im Hostel El Punto wurden wir gleich total nett, sogar auf deutsch, empfangen. Nette Leute und ein nettes Zimmer!

Da alles so gut schien, buchten wir gleich für den Abend eine Sternentour, aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und für den Folgetag eine Tour ins Valle del Elqui. Den Tag über machte wir noch einen Ausflug in den Nachbarort Coquimbo, dort gab es einen klasse Fischmarkt mit lecker Ceviche! :-)

Eigentlich wollten wir uns anschließend bei La Serena im Pazifik noch abkühlen, aber der starke Wind am Strand und die kalten Wassertemperaturen hielten uns ab. Um 19 Uhr wurden wir zur Sternentour abgeholt, es ging mit dem Minibus nach Vicuña ins Valle del Elqui. Dort soll es die klarsten Nächte der Welt geben, also ideal zum Sterne beobachten. Natürlich trafen wir dort auch wieder zufällig auf unsere Freiburger Freunde, wie klein die Welt doch ist. Die Tour war klasse, wir lernten einige neue Sternbilder kennen. Auch können wir jetzt die Himmelsrichtungen auf der Südhalbkugel anhand der Sterne bestimmen und das Alter eines Sterns durch die Farbe erkennen... ;-) Um Mitternacht fielen wir schließlich totmüde ins Bett.




Der Wecker klingelte früh, da wir vor der Tagestour ins Valle del Elqui noch packen und auschecken mussten. In einem vollgepackten Minibus fuhren wir in das grüne Tal, in dem jede Menge Obst und Gemüse angebaut wird, davon groeßtenteils Wein für den chilenischen Pisco. ;-) Der Guide war zwar schon etwas älter aber total locker und nett. Seine Vorfahren kamen aus Frankreich und England, somit sprach er drei Sprachen fliessend. Erster Stopp war beim Staudamm, der 1999 zur Bewässerung der unteren Talhälfte fertiggestellt wurde. Bis 2008 war er dann voll mit Wasser, aber inzwischen ist er nur noch zu 10% gefüllt, im Mai läuft er vermutlich leer und stellt die Bauern vor große Probleme. :-(
Weitere Stopps gab es im Dorf Elqui und in einem Museum über Gabriela Minstral, eine chilenische Dichterin und Diplomatin. Nun endlich konnten wir Pisco probieren und Details zur Herstellung kennenlernen. Wir waren so überzeugt, dass wir gleich eine Flasche kauften. ;-) Nach dem Mittagessen stand auch noch eine Besichtigung einer kleinen Brauerei an. Auch das Bier war so gut, dass wir für den Abend Nachschub mitnahmen. Der junge Braumeister, der uns die Brauerei zeigte, sprach sooooo schnell und undeutlich spanisch, dass wir kein einziges Wort verstanden. Wir sind jetzt wohl auf den ersten Chilenen gestoßen, der keine Rücksicht auf Touris nimmt, wir hatten ja im Vorfeld schon einiges über die schnell und undeutlich sprechenden Chilenen gehoert... :-/ Trotzdem war es eine rundum gelungene Tour, bei der wir sogar eine sehr nette chilenische Familie kennenlernten.

Ausserdem haben wir hier in Chile eine echt richtig gesunde Cola gefunden, naemlich eine mit gruenem Etikett und mit dem Namen "Coke Life".
Auf Nachfrage haben wir erfahren, dass das eine mit Stevia ist. Mal sehen, wann die nach Deutschland kommt... Oder ist sie schon da???

Kurz nach 20 Uhr kam überraschend der Anruf aus der Heimat. Da haben wir doch ganz vergessen, dass mein Geburtstag in Deutschland schon begonnen hatte. War ganz witzig mit meinem Bruder per Skype zu telefonieren, der ja in Chile noch Geburtstag hatte und mir zu meinem gratulierte... :-) Auf diesem Weg gleich ein ganz großes DANKESCHOEN für die ganzen Glückwünsche!!! Ich habe mich riesig über die Nachrichten aus der Heimat gefreut. :-)

Nun sind wir in Valparaiso an der chilenischen Küste und müssen uns taeglich vor der starken Sonne schützen, hier feiern wir meinen Geburtstag und Neujahr. Wir wünschen euch einen guten Rutsch ins Jahr 2014!!!

27. Dezember 2013

Fazit Bolivien

08.12. - 23.12.2013

In Bolivien hat uns die Regenzeit endgültig eingeholt und somit hat uns das Wetter öfters einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Erfahrungen in La Paz und Potosí haben uns gezeigt, dass uns reisen bei Kälte und gleichzeitigem Regen keinen Spaß macht.
Ganz besonders beeindruckt hat uns in Bolivien die Landschaft.
Dem entgegen steht der relativ niedrige Lebensstandard, was auch mit vielen Bettlern einherging, durch die wir uns schlecht fühlten.
Die Menschen in Bolivien reagierten auf uns extrem unterschliedlich:
während die einen uns in der Nacht aussetzen wollten, uns mit falschen Aussagen in die falsche Lodge lockten oder uns aus Prinzip keine Knöpfe verkaufen wollten (!), waren andere extrem hilfsbereit und uneigennützig, zB erklärten uns die Motorradguides in Sucre noch eine halbe Stunde die Stadt und Nicole bekam ihre 2 Knöpfe letztendlich im 4. Laden geschenkt.
Und er läuft und läuft und läuft... Seit Peru fuhren auf den Straßen ständig alte VW-Käfer in allen erdenklichen Farben herum. Tobias neuestes Lieblings-Foto-Objekt. Habt ihr vielleicht gemerkt. :-)
Organisation von Transportwegen und die Sicherheitslage waren weiterhin unproblematisch. Wir kommen durch Südamerika bisher überraschend problemlos. Auch an die Höhen von 4000m und höher hatten wir uns in der Zwischenzeit gewöhnt.

Highlights: Uyuni mit Anfahrt (ts+nf), Death Road (ts)
Tiefpunkt: Busfahrt nach Sucre ohne Toilette(nstopp) (nf), Touristenfänger auf der Isla del Sol (ts)
Tagessatz p.P.: knappe 42€
kalkulierter Tagessatz p.P.: 39€ (damit wissen wir zum ersten Mal nicht so genau, wo unser Geld hin ist...)
hoechster Punkt: 4925m (Geysire in der Uyuni-Wüste), damit haben wir einen neuen Rekord!
verwendete Verkehrsmittel: Bus, Minibus, Taxi, Jeep
laengste zurueckgelegte Strecke: 12h, Nachtbus von La Paz nach Sucre
bemerkenswertestes Tier: Alpaca, das am dümmsten herausschauendste Tier der Welt
wichtigster Ausrüstungsgegenstand: lange Unterhose (nf), Buff-Tuch (ts)
unnuetzester Ausrüstungsgegenstand: Moskitonetz (wird zum Dauerbrenner...)

26. Dezember 2013

Ein anderer Planet

20.12. - 23.12.2013: Bolivien, Uyuni mit Wueste

(nf)
Nachdem wir am letzten Morgen in Potosí nochmal kraeftig geshoppt haben (eine Alpaca-Weste und Handschuhe fuer mich), sind wir in Erwartung einer weiteren ewig anfuehlenden Busfahrt an den in die Jahre gekommenden Busbahnhof gefahren.
Die Fahrt selbst kann man dann aber nur in einem Wort beschreiben: spektakulaer! Wir fuhren 4h an staendig wechselnder, unheimlich schoener Landschaft vorbei:
rote Felsen, gruene Oasen dazwischen, Berge, Canyons, Lamas dazwischen, irgendwelche an den Fels gepappte Festungen. Nirgends war davon die Rede, nicht im Reisefuehrer und auch nicht sonst wo, so dass wir nicht damit gerechnet haben... So sind wir die ganze Zeit an der Scheibe gehangen und es war die erste Busfahrt, bei der uns nicht im geringsten lanweilig wurde. Ausserdem habe ich es endlich geschafft, meinen MP3-Plaeyer dazu zu bringen, so laut zu spielen, dass er das Busdroehnen uebertoent (das Geheimnis lag in den eigentlich als Ersatz mitgenommen In-Ear-Ohrstoepseln... haette ich mal
eher draufkommen koennen...), so dass ich zu der tollen Landschaft auch das erste Mal mal wieder meine Musik hoeren konnte. Tolle Sache. Die ganze Fahrt fand auf einer ziemlich neuen Strasse statt. Unglaublich, in Sucre gab es in jedem zweiten Haus ein Verleih fuer Motorraeder, in Potosí gibt es im ganzen Ort laut Aussage der Touriinfo keinen einzigen Verleih. Und dabei haben sie die perfekte Strasse vor der Tuer... Fakt ist, dass wir beide unbedingt mal wieder fahren wollen. Wir hoffen, es ergibt sich in Chile die Gelegenheit. Vielleicht koennen wir das "Weinguttal" in der Naehe von Valparaiso mit Motorraeder abklappern...

In Uyuni angekommen, haben wir als erstes in das vorreservierte Hostel eingecheckt (laut Tripadvisor das beste in der Stadt - da fragt man sich, wie die anderen so sind...) und haben dann unsere Agentur fuer die am naechsten Tag startende Wuestentour gesucht. Wir hatten da naemlich noch ein paar Fragen. ;-) Ich glaube, wir treiben die Agenturen regelmaessig in den Wahnsinn. Aber ich muss doch wissen, wie der Plan ist, Herrgott! :-)
Ansonsten haben wir den Abend unspektakulaer verbracht. Ueber die Stadt hatten wir im Vorfeld viel schlechtes gehoert (haesslich) und deshalb die Tour schon in La Paz gebucht, so dass wir nur die Mindestzeit von einer Nacht dort verbringen mussten. Tatsaechlich war es dann nicht so schlimm: keine huebsche Kolonialstadt wie andere Staedte in Suedamerika, aber inmitten der Wueste schon mit ihrem eigenen Reiz. Hatte so ein bisschen was von wilder Westen, hat nur gefehlt, dass die haengenden Kneipenschilder im Wind quitschen und so ein Wuestenbusch vorbeirollt... ;-)
Am naechsten Morgen haben wir erst einmal die Ausreise aus Bolivien hinter uns gebracht. Mit einem bisschen seltsamen Gefuehl: immerhin haben wir am 21. den Ausreisestempel fuer den 23.12. bekommen, wobei wir uns ja weitere 3 Tage in Bolivien aufhalten... Nun ja, bisher ging es gut.
Wir trafen uns mit 2 der Mitreisenden im Office. Natascha, eine 29jaehrige Schottin, die seit anderthalb Jahren in Bogota als Lehrerin arbeitet und Sam, der 24jaehrige Prototyp des Australiers. Damit haben wir ja schon gute Erfahrungen gemacht... :-/
Sam und Tascha in Aktion
Wir starteten in Richtung Zugfriedhof. Ein paar km ausserhalb der Stadt rosten ein Haufen alte Loks und Gueterwaggons in der Wueste vor sich hin. Ein surrealer Anblick und erste Fotostation...

Und natuerlich war da auch Daryl, unser schweizer Freund. :-)
Weiter ging es in Richtung Wueste und zu einem ersten Tourinepp-Stopp. Nicht weiter erwaehnenswert. Weiter in Richtung Salzwueste. Bei unserem ersten Stopp an einem ehemaligen Salzhotel (ja, ein Hotel, komplett aus Salz gebaut. Inkl. Tische, Stuehle und Betten) haben wir dann auch die weiteren beiden Mitreisenden
Japaner sind nicht so sensibilisiert wie wir...
aufgegabelt, ein japanisches Paerchen (31 und 32). Nett, wie Japaner nun mal sind, aber ihre Namen muss ich euch vorenthalten. Und die beiden haben ein wirklich straffes Programm: 3 Monate reisen, Suedamerika, Afrika und von Kairo aus ueber dem Landweg durch Europa. Hoppla.
Waehrend wir uns zu Hause noch ueberlegt haben, ob wir es toller finden wuerden, wenn die Salzwueste  geflutet ist oder eben nicht (beides toll), hatten wir Glueck: bereichsweise war geflutet, so dass wir zumindest ein bisschen einen Eindruck davon bekommen haben, wie es geflutet aussieht und andere Bereiche waren weiterhin weiss. Unheimlich toll, die weisse, endlose Flaeche, das Salz in Sechsecke getrocknet und die Abstaende und Verhaeltnismaessigkeiten total verloren...
Kurz nach dem Salzhotel stand dann auch der erste Fotostopp im Salz an. Utensilien ausgepackt und los gings. Man ist ja nur einmal da. ;-) So langsam bin ich Experte in Touristenfotos, das naechste mal in Pisa halte ich den Turm auch. ;-) Sehr lustig jedenfalls.


Weiter gings mit dem Jeep durch die beeindruckende Landschaft mit einigen kleineren Zwischenstopps bis zu einem weiteren Salzhotel, wo wir die Nacht verbrachten.
Unser Salzhotel-Esszimmer. Alle Moebel, Waende
usw. sind aus Salzbloecken
Wir waren die einzigen Gaeste im Hotel. Und da wir schon mal so nett beisammen sassen, habe wir die Weinvorraete des Hotels geleert. War ein witziger Abend. Tascha ist eine ...aehm... Plaudertasche. Mit Sam kann man klarkommen, auch wenn jemand mit einem viel zu weiten Achselshirt und einer bund verspiegelten Sonnenbrille und dem dazu passenden Verhalten nicht meine liebste Reisebegleitung ist. Vermutlich sind wir deutsche Spiesser aber auch nicht seine. Und wie gesagt, durch das zeitlich begrenzte einer solchen Tour und der Tatsache, dass da niemand mit 3 von seinen Partykumpels aufkreuzt, funktionierte es wirklich gut. Wir haetten es schlmmer treffen koennen, auch wenn der erste Eindruck kein besonders guter war!
Das Aufstehen am zweiten Tag war dann eher ein bisschen schwer, der Rotwein hing uns noch in den Knochen. ;-) Nach einem Fruehstueck haben wir dann den salzigen Teil der Wueste verlassen und sind durch wuesten- und hochebenen-Landschaft weitergefahren. Die Landschaft war weiter mit das beeindruckendste, was wir auf unserer Reise bisher gesehen haben! Ueber 4000m hoch, mehrere, unterschiedlichfarbige Lagunen mit Flamingos, Berge, Vulkane, durch Wind und Sand geformte Felsen... Ich will da mal ausnahmsweise gar nicht mehr schreiben, die Bilder sprechen fuer sich. Am Abend kamen wir an einer roten Lagune mit einem Vulkan im Hintergrund und hunderten von Flamingos an.
Hier verbringen wir auch die folgende Nacht in Gemeinschaftsunterkuenften (es ist gerade der Abend des zweiten Tages),
bevor wir morgen um 4 Uhr frueh losfahren Richtung Geysiren, heissen Quellen und Vulkanen (der Guide versprach und fuer morgen echte, gluehenede, sich bewegende Lava. Ich kann es ja kaum glauben, wir werden sehen...).

Auch der dritte Tag der Tour war aehnlich spektakulär wie die Tage zuvor. Wie geplant sind wir um kurz nach 4 früh losgefaren. Eigentlich ueberrasched, dass das gut geklappt hat, keiner hat sich geweigert aufzustehen oder war nicht fertig, als es losgehen sollte. Bei den Geysiren war es sehr beeindruckend. Wobei Geysir wohl nicht der richtige Ausdruck ist: da kam Wasserdampf raus und zwar bestaendig, also kein Wasser-Dampf-Gemisch ploetzlich wie bei "echten" Geysiren. Wie auch immer, sie hiessen so und waren maechtig beeindruckend.
Leider auch etwas stinkig, wie halt so Dampf ist, der in der Erde eine Weile vor sich hinfaulen kann. ;-) Teilweise waren die Spalten bzw. Loecher, wo der Dampf rauskam, so tief, dass man nach unten schauen konnte, ohne einen Boden zu sehen... Unheimlich. Der Guide meinte auch, dass schon einige Touris an den Geysiren umgekommen sind. Die wollten wohl mal schauen, wie tief das Loch tatsaechlich ist...
Jedenfalls war der grosse Moment gekommen: der Guide wollte uns die Lava zeigen! Nun, was wir zu sehen bekamen, war kochendes Wasser und kochender Schlamm. Nett, aber Lava war das keine, auch wenn er uns tapfer das Gegenteil erzaehlen wollte. ;-)
Danach sind wir weiter zu den heissen Quellen gefahren. Und da hat sich das fruehe Aufstehen und vor Allem das Losfahren ohne Fruehstueck (die anderen Gruppen haben erst noch in der Unterkunft gefruehstueckt) gelohnt: wir waren die ersten! Das Wasser war richtig heiss, so dass man sich wie bei einer zu heissen Badewanne erst einmal an die Temperatur gewoehnen musste. Und im Gegensatz zu der heissen Quelle nach der MTB-Tour war hier das Wasser total klar und der Boden des Beckens mit Lavasteinsand gefuellt. Zusammen mit der aufgehenden Sonne, der Lagune und den Bergen im Hintergrund supertoll!
Und als dann langsam die anderen Gruppen eintrafen, sind wir raus und haben unser Pancake-Fruehstueck mit Dulce de Leche genossen. Alles richtig gemacht! Ich denke, die Bilder sprechen einmal mehr fuer sich... Nach dem Fruehstueck ging es dann mit einem Zwischenstopp an einer weiteren Lagune direkt zur Grenze, wo wir unsere Gruppe verlassen haben. Nach anfaenglichen Verwirrungen wegen unserem schon vorhandenen Ausreisestempel ging dann alles gut, wir sind zu Fuss ueber den Graben, der die chilenisch-bolivianische Grenze darstellt und in einen Bus gestiegen, der mit uns zur Einwanderungsbehoerde und nach San Pedro de Atacama gefahren ist.
Hier verbringen wir in einem superschoenen Hostel die Zeit ueber Weihnachten, bevor es dann weiter in Richtung Sueden geht.

24. Dezember 2013

Hohoho ...


Wir wuenschen von unter unserem chilenischen Weihnachtsbaum hervor allen ein wunderschoenes Fest! Lasst euch reichlich beschenken, habt gutes Essen und seid nett zueinander! Auch wir werden es uns mit Pasta und chilenischen Rotwein gutgehen lassen...

Wir umarmen euch ganz fest!!!

21. Dezember 2013

Hauptstadt und Silberstadt

15.12. - 20.12.2013 Bolivien: Sucre und Potosi

Mit etwas Verspätung nun auch die Bilder:

(ts)
Mit Sucre haben wir beide wohl eine neue Lieblingsstadt der Reise gefunden. Mit Großstädten wie Quito, Lima oder La Paz können wir oft nicht so viel anfangen. Aber Sucre mit 220000 Einwohnern ist ja ähnlich wie Karlsruhe: es gibt alles was man braucht und zudem ist es übersichtlich und zu Fuß erreichbar. Da die Hauptstadt auf 2700m liegt, waren auch die Temperaturen wieder angenehmer.

Die Fahrt von der inoffiziellen (La Paz) zur offiziellen Hauptstadt Boliviens (Sucre) war trotz den bequemen Liegesitzen eher einer der schlechtesten Nachtfahrten. Der Bus hatte keine Toilette, bzw. sie war angeblich defekt und wurde nicht aufgeschlossen. Nach 3 Stunden mussten mehrere - auch ich, aber der Busfahrer machte erstmal keine Anstalten anzuhalten und bequemte sich erst nach 3,5 Stunden dazu. Nicole und ich sind schnell aus dem Bus gestürmt. Als Nicole noch auf der Suche nach einer Toilette war und ich auf dem Rückweg, fuhr der ignorante Busfahrer los. Nicoles Urschrei und mein Spurt hinter dem Bus brachte ihn immerhin dazu, nach 100m wieder anzuhalten. Außer uns fehlte noch ein weiterer Tourist... Die Fahrt wieder aufgenommen ging es wieder 2,5 Stunden bis zur nächsten Pause und die letzten 6,5 Stunden wurden durchgefahren. :-(

In Sucre angekommen, wurde unsere Laune durch die Begrüßung des auserkorenen Hostels gleich um Welten besser. Das von einer schweizer Familie geführte "La Dolce Vita" war sauber, billig (10€ pro Nacht) und die Mutter der Familie erklärte einem Anhand des Stadtplans wirklich die komplette Stadt - eindeutig Preis-Leistungs-Sieger unserer bisherigen Unterkünfte! :-)

Gut gelaunt konnten wir mit dem Stadtrundgang starten, der Hauptplatz mit den vielen weißen Kolonialgebäuden wurde zuerst bestaunt.
Ein Museum über die Geschichte Boliviens stand als nächstes an. Bei der Führung lernte man u.a. Simon Bolívar, den Namensgeber des Landes, und General Sucre, den Namensgeber der Stadt, näher kennen. Beide waren maßgeblich an der Befreiung Südamerikas von der spanischen Besetzung beteiligt. Auf dem Weg zurück zum Hostel kauften wir noch im Supermarkt und auf dem Markt reichlich zu Essen ein, schließlich hatte das Hostel auch eine gut ausgestattete Gästeküche. Besonders Nicole freute sich auf das selbst zubereitete Frühstück und das Abendessen mit reichlich Salat an zweiten Tag. Am Mittag besuchten wir ein Fußballspiel der ersten bolivianischen Liga: Universitario Sucre gegen Nacional Potosí hieß die Paarung. Das Stadion war nur halb voll und auch die Stimmung war mäßig... Nicole musste keine Eintritt zahlen, da Frauen frei sind. Erinnerte alles an die deutsche Kreisklasse. Auch das Spielniveau war nicht viel besser. Die wenigen Polizisten waren die ganze Zeit damit beschäftigt, das Alkoholverbot durchzusetzen. Witzig war, wen Nicole als Nebenmann bekommen hatte. Gegensätze ziehen sich halt an... ;-)


Am zweiten Tag in Sucre hatte ich nach dem Aufstehen einen kleinen Kater, sollte dieser wirklich von den 2 Starkbier kommen, die ich zum Abendessen trank?! Gegen Mittag war er verflogen und wir konnten uns auf den Weg zum Aussichtspunkt machen.
Direkt darunter gab es ein nettes italienisches Café, bei dem wir wieder einmal Daryl, unser schweizer Freund von der Stahlratte, getroffen haben. Witzig war, dass wir seit dem letzten Treffen in Nasca fast die gleichen Dinge erlebt haben. Zurück in der Stadt erkundigten wir uns nach einer Motorradtour. Sie hörte sich klasse an, so dass wir sie für den Folgetag fest eingeplant haben, falls das Wetter passt. Interessant ist, dass man hier für die 200ccm Geländemaschinen zumindest inoffiziell keinen Führerschein braucht. Abends zauberte Nicole in der Gästeküche eine Gemüse-Käse-Soße zu den Nudeln, dazu einen Salat und einen bolivianischen Weißwein. Lecker!!!

Nach dem Frühstück am dritten Tag machte ich mich gleich auf dem Weg, um die Motorradtour zu buchen. Aber leider waren schon alle Motorräder verliehen. Auch die beiden anderen Veranstalter hatte keine mehr... :-(  Als Ersatz besuchten wir den Friedhof. Dort angekommen, standen gleich mehrere Jungs Schlange, die uns eine Führung anboten. Wir wählten einen aus und waren echt erstaunt, wie viel er über die Gräber und Mausoleen erzählen konnte. Zurück im Zentrum gabs Café und Kuchen und Daryl kam natürlich auch wieder zufällig dazu...

Ein letztes leckeres Frühstück und schon mussten wir Abschied nehmen von dem klasse Hostel "La Dolce Vita" und der neuen Lieblingsstadt "Sucre". Mit dem Bus ging es in 3 Stunden nach Potosí, die Silberstadt mit 150000 Einwohnern liegt auf über 4000m Höhe. Sie schimpft sich somit die höchstgelegene Großstadt der Welt. Wir haben uns im Vorfeld gegen eine Besichtigung der Minen entschieden, da selbst heute die Arbeitsbedingungen der 11000 Kumpels immer noch sehr sehr schlecht sind. Wie wir bei einer Führung durch ein Museum erfuhren, sterben heute noch jährlich 45 Minenarbeiter in den 120 Minen. :-(

Nach der Ankunft mussten wir uns erst wieder umgewöhnen, weder das Hostel noch die Stadt konnten mit dem jeweiligen Vorgänger mithalten. Potosí war nicht so modern und strukturiert wie Sucre und das neue Hotel nicht so sauber und auch der Service schlechter. Immerhin haben wir beim Stadtrundgang ein nettes Café, auf der Dachterrasse einer Kirche, gefunden.

Wir waren die einzigen Gäste und tranken einen "Mate de Coca", um uns an die Höhe zu gewöhnen. Wir sind immer noch skeptisch, ob "Coca" wirklich bei der Angewöhnung an die Höhe hilft, aber die Einheimischen schwören darauf: Sie trinken ständig Mate de Coca und kauen die Coca-Blätter... :-) Nachdem wir in Sucre keinen Erfolg hatten, wollten wir nun hier endlich eine Motorradtour buchen. Trekking haben wir aufgrund des Wetters sowieso bereits abgeschrieben. Leider blieb die Suche danach erfolglos... Zu guter Letzt gab es aber wieder eine Mountainbiketour...
Nicole wird hier noch zum Downhillprofi! ;-)
Um 8:30 Uhr wurden wir von 3 Guides abgeholt. Es war eine Privattour mit dem Fahrer und den beiden Guides. Zuerst ging es hoch mit dem Geländewagen auf die halbe Höhe (4400m) des Cerro Rico (4800m). Der Berg ist mit Stollen durchlöchert wie ein schweizer Käse... Auf Schotterpiste ging es dann runter auf 3800m und anschließend auf Asphalt wellig weiter bis zur heißen Therme "Ojo de Inca", ein Vulkankrater gefüllt mit 35 Grad warmen Wasser. Sobald es ein wenig bergauf ging, ließ sich Andrés, ein Guide, immer zurückfallen und vom Geländewagen ziehen. Faules Stück! Die heißen Therme waren ideal zum Entspannen nach der 32km Radtour. ;-) Die Tour war ein guter Zeitvertreib und die Landschaft mal wieder komplett anders und beeindruckend.

Zurück in der Stadt besuchten wir nach dem obligatorischen Café mit Kuchen das Museum über die Geschichte des Silbers in Potosí. In dem Museum wurden bis vor 50 Jahren noch die Silbermünzen des Landes hergestellt.
Es war ganz schön abwidernd zu sehen, wie die Spanier zur Kolonialzeit die indigene Bevölkerung und afrikanische Sklaven zum Abbau des Silbers missbrauchten. Laut Schätzungen kamen dabei mehrere Millionen Menschen um. Erst vor wenigen Jahren wurde vor der Küste Floridas ein spanisches Handelsschiff auf dem Meeresgrund entdeckt, das Silber und Gold aus Potosí im Wert von 300 Millionen Dollar geladen hatte. Die großzügigen Amis gaben ganze 2 Münzen zurück an die Stadt Potosí... ;-)

Nachdem Nicole auf dem Markt gleich hoffentlich noch etwas warmes zum Anziehen findet, geht es mit dem Bus weiter nach Uyuni. Dort wartet eine 3 tätige Tour durch den größten, ausgetrockneten Salzsee der Erde auf uns. Nachts soll es dort Temperaturen bis minus 25 Grad geben. Brrrrrrr! Am 23. Dezember endet die Tour in San Pedro de Atacama (Chile). Dort wollen wir die Weihnachtstage verbringen. Wir hoffen, ihr habt dafür alle Vorbereitungen schon abgeschlossen...


@ Christian R.: Immer wenn ich im Sattel sitze, merke ich schon wie mir das Mountainbiken fehlt. Da November bis Februar daheim noch nie die großen Bikemonate waren, liegt es nicht in den Top 5... Aber halte dir im April trotzdem ein Wochenende frei, da können wir wieder gemeinsam eine Runde drehen!!! Gruß Tobias

16. Dezember 2013

Death Road - Survivor

Oder Schweizer Wochen in La Paz...

10.12. - 14.12.2013 La Paz

(nf)
Falls ihr euch wundert, warum wir immer so viel schreiben: wir fahren so viel Bus, vor allem nachts, und was soll man schon treiben die ganze Zeit?! Wir vergessen das Reisen also keineswegs, aber so ist es uns ein netter Zeitvertreib, um die vergangenen Tage nochmal Revue passieren zu lassen, bevor dann am naechsten Ort die neuen Eindruecke dazu kommen.
Aktuell befinden wir uns im Nachtbus von La Paz nach Sucre (Hauptstadt Boliviens), 12h Busfahrt stehen uns bevor.

Wie Tobias schon geschrieben hatte, war unser erster Eindruck von La Paz eher schlecht: laut, stickig, Verkehrschaos, ausserdem hats geregnet. Das Hostel, in welches wir uns haben bringen lassen, war auch nicht so super: kleines Bett (fuer 1,2m sind wir eindeutig entweder zu lang zusammen oder zu alt... :-) ), Zimmer nach vorne auf die, je nach Verkehr, 2- bis 6-spurige Strasse mit einfachverglasten Fenstern: was bedeutete, man konnte es nicht oeffnen (La Paz war die bezueglich Abgasen und Verkehrschaos schlimmste Stadt bisher und die Strasse vor dem Hostel die Hauptverkehrsader) und man hoerte die ganze Nacht das Gehupe. Nur die heisse Dusche und dass es einigermassen sauber war, machten ein bisschen was wett. Am naechsten Morgen entschieden wir nach einem anderen Zimmer zu fragen und wenn nicht, das Hostel zu wechseln. Tatsaechlich war es moeglich, in ein anderes Zimmer zu wechseln, dass in einen ruhigen Hinterhof ging und eigentlich Platz fuer 4 Personen bot. So kam es, dass ich mein eigenes 1,2m Bett hatte, Tobias daneben in seinem lag und wir ein weiteres Bett fuer unsere ganzen Sachen hatten. Dementsprechend positiver gestimmt gingen wir in den Tag!

Zu Beginn war mal wieder Planen und Organisieren angesagt: unser Mountainbikeausflug wollte gebucht sein, eigentlich hatten wir einen mehrtaegigen Trek geplant wo Tobias die 5000m-Marke knacken wollte und die ersten Infos fuer die Salzwueste wollten wir auch noch einholen. Schlussendlich haben wir das dann alles in einer Agentur bekommen: beim Bikeausflug haben wir uns fuer den teuersten (und besten) Anbieter entschieden (Werbespruch: It's not the place to cut corners), vor allem Tobias war es sehr wichtig, dass  die Bikes sehr gut sind. Tatsaechlich waren sie dann mindestens genauso gut wie Tobias Bike daheim und alle juenger als 2 Jahre - also wirklich gut. Die ersten Infos zur Salzwueste haben sich auch gut angehoert und wegen dem Trek haben wir uns entschieden, bis nach der MTB-Tour zu warten und das Wetter dann anzuschauen: es regnete wieder. Danach gingen wir ein bisschen in der Stadt spazieren und kauften erste Souvenirs. Bisher haben wir uns immer zurueck gehalten (man muss ja alles schleppen...), aber inzwischen haben wir so viel gefroren, dass klar war, wir brauchen Alpaca-Klamotten. Nach vielen Laeden, viel Handeln und viel Unentschlossenheit war es dann endlich soweit: Tobias fand einen Pullover!
Fuer mich war noch nicht das richtige dabei. ich muss noch ein bisschen laenger suchen... Als Belohnung wollten wir noch einen Kaffee trinken gehen. Das erste mit guten Eindruck war ein schweizer Kaffee. Da wir beide dringend eine Pause benoetigten sind wir direkt dahin. Und was war? Es gab Spaetzle und Roesti! Vergessen war der Kaffee und schnell bestellt. Das Essen war wirklich gut, vor allem der Salat, den es dazu gab, hatte ein richtiges Dressing! Nicht Salz-Pfeffer-Essig-Oel, sondern Joghurt und Kraeuter und Knoblauch und ueberhaupt! Am Anfang einer Reise kann man sich nicht vorstellen, dass man deutsches (oder in dem Fall schweizer) Essen moechte, man reist ja schliesslich nicht, um das gleiche wie daheim zu haben. Aber nach einiger Zeit freut man sich, richtiges Brot oder wie in dem Fall echte Knoepfle zu bekommen... Muss auch mal sein. Dermassen gestaerkt machten wir uns wieder auf dem Heimweg und bereiteten uns seelisch, moralisch und auch sonst auf den folgenden Tag vor:

Tag 2 in La Paz - DEATH ROAD
Einer der Hoehepunkte unserer Reise sollte die Downhill-MTB-Tour auf der sogenannten Death Road sein. Start auf ca. 4700m gehts in ca. 4h-5 Fahrt runter bis auf ca. 1200m.
Der Name ruehrt daher, dass frueher im Schnitt 26 Fahrzeuge im Jahr von der einspurigen Strasse abgekommen sind. Da die Strasse unbefestigt ist und es auch keine Leitplanken o.ae. gibt und es teilweise ueber 400m senkrecht (nicht steil, oh nein, senkrecht!) den Berg runter geht, war die Ueberlebenschance dabei nicht besonders gross. Inzwischen gibt es fuer den Bus-, LKW- und Autoverkehr eine neue, groessere, zweispurige und asphaltierte Strasse, so dass die alte hauptsaechlich von MTBs und nur vereinzelt von anderen Fahrzeugen befahren wird. Seit das ganze als Touri-Attraktion angeboten wird, sind laut Aussage unseres Guides 17 Radfahrer gestorben: hauptsaechlich, weil sie auf der falschen Seite des Fahrrads abgestiegen sind und dann das Gleichgewicht verloren haben (kein Scherz!) oder weil sie beim Filmen anderer Fahrer den beruehmten Schritt zuviel rueckwaerts gemacht haben. :-/
Nachdem wir uns morgens in einem Kaffee mit unserem Guide und den 8 anderen Mitfahrern getroffen haben, ging es erst einmal noch eine Stunde bergauf. Am Pass angekommen wurde die Ausruestung verteilt (Helm, dicke Regen-Jacke, -Hose und -Handschuhe und natuerlich die Fahrraeder)
und der Guide machte mit jedem einzelnen eine kurze Einfuehrung in das Fahren. Wie sitzt man, wie bremst man, wie faehrt man Kurven usw. Wir waren wie gesagt 10 Fahrer, wobei nur Tobias echte MTB-Erfahrung hatte, 2 enlischsprachige Guides und ein Fahrer, der staendig hinter uns herfuhr. Ein Guide fuhr dann spaeter vorne weg, der Bus immer hinter dem letzten der Gruppe und der zweite Guide entweder am Filmen/Fotos schiessen oder am Begleiten des hinteren Teils der Gruppe. Alles hoechst professionell und wir fuehlten uns auf der "Worlds most dangerous road" mit dem Unternehmen gut aufgehoben.
Nach einem kurzen "segnen" der Raeder mit Schnaps, kurzes Opfer an Pachamama (Mutter Erde) und einer kleinen Staerkung von uns
ging es dann los.
Die ersten 22km ging es auf der neuen Strasse auf Asphalt bergab, so konnten wir uns alle an die Fahrraeder gewoehnen und uns ein bisschen ausprobieren, bevor es los ging. Leider empfing uns auf dem Pass Nebel, Regen und eisige Temperaturen. Ich trug am Anfang 3 Hosen, 3 Jacken und 2 Shirts... der Regen hat alles durchweicht,  baeh. dadurch hatten wir leider auch keinen Blick auf die eigentlich vorhandene, beeindruckende Bergwelt ringsherum. Nach dem Eingewoehnen ging es dann auf die 39km lange alte Strasse: unbefestigt, einspurig und mit beeindruckenden Klippen...
Man muss sagen, dass wir durch den tiefliegenden Nebel keinen so "guten" Blick in die Schlucht hatten: bis auf wenige Ausnahmen fuehlte es sich nicht so an, als wuerde es da so weit runter gehen. Was den Vorteil hatte, dass man sich nicht staendig ins Hemd machte, andererseits ist natuerlich auch die spektakulaere Aussicht ein Grund fuer die Tour... Alles in allem war die Abfahrt technisch nicht so anspruchsvoll und auch fuer mich gut zu meistern. Die Wahrscheinlichkeit zu fallen ist nicht sehr gross - Problem ist nur, wenn. Wir haben mal geschaetzt, dass an dem Tag insgesamt vielleicht so knappe 100MTBs die Tour gemacht haben. Und das bei Regen in der Nebensaison, im der Hauptsaison werden das mal bestimmt fast doppelt so viele sein... Da relativiert sich auch die Anzahl der Verstorbenen, so schlimm wie es ist.
Von allen Gruppen war unsere die Kleinste, die groesste Gruppe hatte sicherlich mehr als 30 Fahrer. Wir haben uns also mit der Agentur richtig entschieden... Mit jedem Meter der Abfahrt wurde es waermer, am Ziel waren wir mal wieder im Dschungel. Zum Glueck wurde man vor der Tour darauf hingewiesen, komplette Wechselklamotten mitzubringen, inkl. Schuhen und Unterwaesche, wir waren nass bis auf die Knochen. Nach einem ersten Ankunftsbier ging es fuer unsere Gruppe dann noch in eine Tierpflegestation, wo wir mit warmen Duschen und einem Buffet unsere Lebensgeister wiedererwecken und einen Haufen Affen beobachte konnten. Auf dem Heimweg, der dann 3h auf der neuen Strasse dauerte, hatten wir dann auch endlich Blick auf die Bergwelt - schade, dass es morgens so schlecht war! Zurueck in La Paz angekommen, liehen wir uns einen Heizluefter fuer unsere tropfnassen Schuhe und liessen den Tag beim inbegriffenen Bier der hosteleigenen Brauerei ausklingen.
Worlds most dangerous road - das T-Shirt gabs gratis dazu...
Am naechsten Morgen stand die Entscheidung an: Trek (von mehrtaegig haben wir uns schon auf eintaegig reduziert) am Folgetag und Sonntag dann Fussball im Stadion oder doch frueher abreisen?
Das Wetter machte uns die Entscheidung leicht: nachdem uns sogar die Frau von der Agentur eher von einem Trek abgeraten hat (und damit ja kein Geld mit uns verdiente), war klar, dass wir ihn nicht machen. Was bringts, auf 5000m zu stehen, aber um einen rum vor lauter Nebel und Regen/Schnee nichts zu sehen?! Also buchten wir nur die Tour in der Salzwueste direkt vor Weihnachten und entschieden uns, die restliche Zeit in zwei anderen, vielversprechenden Staedten von Bolivien zu verbringen: Sucre und Potosi. Den Nachtbus nach Sucre buchten wir fuer den Folgetag, so blieb genuegend Zeit unsere Schuhe zu trocken und 7,2kg Waesche in die Waescherei zu geben. Ausserdem erstand ich eine schicke Alpaca-Muetze und sexy Schafstulpen (recht bequem, wenn man die ganzen Hoelzchen aus der Wolle mal entfernt hat).

Da haben wir gerade die Top 5 geschrieben...
Ich frier nicht! ;-) Tobias erstand im Handel-Wahnsinn noch ein Bolivien-Trikot und da wir das Spiel am Sonntag jetzt verpassen, haben wir zumindest das leere Stadion noch besichtigt und ein weiteres Fotoshooting eingelegt.
Abends entschieden wir uns auf Grund einer Anzeige auf einem Flyer, fuer das "hoechste Fondue der Welt". Wieder bei einem Schweizer, klar, der uns ein sehr leckeres Kaesefondue mit echt Kirschwasser und einen leckeren bolivianischen Weisswein servierte. Und zum Dessert noochmal Kirschwasser. ;-)
Der erste Wein auf der Reise (die Flasche Fusel, die wir auf den Galapagos gekauft haben und groesstenteils verteilt haben, zaehle ich jetzt mal nicht dazu), lecker, ich freu mich auf Chile und Neuseeland! ;-) Dermassen angeduedelt ging es nach Hause und ins Bett.

Am letzten Tag in La Paz haben wir nach Telefonieren, Packen und Auschecken an einer kostenlosen Stadtbesichtigung teilgenommen. ich musste frueher abbrechen, da ich am Tag davor noch einen Termin im Spa ausgemacht habe (Massage! Pedikuere!), Tobias ist die ganzen drei Stunden mitgelaufen. Dabei haben wir viele lustige und interessante Dinge ueber La Paz und Bolivien im Allgemeinen gelernt. Zb ist es in La Paz nicht moeglich, eine U-Bahn zu bauen, weil zahlreiche Fluesse unter der Stadt verlaufen. Die Frauen in Bolivien tragen ihre "Tracht": einen waden- bis knoechellangen Rock mit einem Haufen Unterroecken (=> dicke Hueften = begehrenswerte Frau), eine Bluse mit einer Weste darueber, einen Stola um die Schultern und einen irgendwie zu klein aussehenden Hut (der uebrigens nicht festgemacht ist).
Cholita ist der Name des Rocks und
auch der Frauen, die ihn tragen
Die Roecke kommen daher, dass frueher die Spanier ihren Bediensteten die abgetragenen Klamotten gegeben haben, u.a. eben aufwendige, bodenlange Roecke. Die haben gefallen, aber bodenlang ist eher ein bisschen unpraktisch, weshalb sie einfach gekuerzt wurden. Und die Geschichte zu den zu kleinen Hueten: in Europa war diese Art Hut grosse Mode. Eine italienische Firma dachte, hm, tolle Idee, lass uns die Mode mal nach Suedamerika bringen, da gibt es viele Leute. Aber die sind alle ziemlich klein, dann haben sie auch kleine Koepfe. Also lass uns 10.000 kleine Huete produzieren und nach Suedamerika bringen. dort hat sich dann aber rausgestellt, dass die Leute zwar klein sind, aber keine kleinen Koepfe haben... Was machte man? Man erzaehlte den Frauen, dass das der letzte Schrei in Europa ist, diese kleinen Huete. Und die Frauen hier haben sie gekauft und tragen sie bis heute... :-)

Nach dem Entspannen im Spa und dem Rundgang wurde es leider nochmal ziemlich stressig, den Bus zu erwischen. Von der perfekten Organisation von Busreisen wie in Peru war hier nicht viel zu spueren... Ausserdem gibts hier weder essen noch trinken noch Toiletten im Bus, auch eine Neuheit. Aber, und das entschaedigt fuer alles: es hat echte Liegesitze. Dh aus dem Sitz wird ein echten, horizontales Bett und nicht wie bisher nur eine Moeglichkeit, die Beine hochzulegen und die Lehne ein bisschen runterzunehmen. Ausserdem ist die Heizung an, weshalb ich hoffe, nicht wie in Guatemala fast zu erfrieren. Scheint also einer erholsamen Nachtruhe (und damit verschlafen von viel Zeit) nichts mehr im Wege zu stehen.

La Paz hat uns, trotz schlechtem ersten Eindruck dann ganz gut gefallen: es ist was besonderes, eine Grossstadt auf 3200 bis 4100m zu sehen und ausserdem hatte die Stadt wirklich viele tolle Ecken. Das groesste Aergerniss ist das Verkehrschaos und der damit einhergehende Smog. Zusammen mit dem staendigen Regen und den relativ niedrigen Temperaturen freu ich mich jetzt auf die weiteren Ziele in Bolivien...