29. Oktober 2013

...Panama!!!

Panama City & Segeltoern, 24.10. - 28.10.2013

(nf)
Es ist Sonntag Abend, Ortszeit 19Uhr, stockdunkle Nacht (Licht geht nicht, weil sonst el capitano nichts mehr sieht) und wir befinden uns laut Bildschirm im Steuerhaus auf ca. 2/3 der Strecke, wenn man ein Lineal anlegt und einen Strich zwischen den San Blas-Inseln und Cartagena zieht... Ich sitze auf dem Oberdeck unseres Kutters (die Stahlratte war urspruenglich in der Nordsee unterwegs), die restlichen Mitreisenden spielen im Licht der Stirnlampe Schach, unterhalten sich oder bereiten, wie ich, den naechsten Blogeintrag vor. Viele schlafen auch, augeschalten von den Seekrankheitstabletten: trotz eigentlich ruhiger See schaukelt es ziemlich und einige haben den Tag abwechselnd entweder im Bett oder an der Reeling stehend verbracht...
Nachdem uns Miami ja beide positiv ueberrascht hat, fiel uns der Abschied schwerer als erwartet. Einzig der Blick auf unser Budget und die Aussicht auf die Stahlratte haben ihn uns ein bisschen einfacher gemacht. Der inzwischen vierte Flug unserer Reise verlief, wie die anderen auch, ereignislos und somit gut. Die Ausreise aus den USA gestaltete sich auch etwas einfacher als die Einreise. Zum Glueck haben wir uns an den Rat der Reisefuehrer gehalten und waren ca. 3h vor dem Abflug am Flughafen, wir wurden von der ersten Reihe beim Sicherheitscheck wieder weggeschickt mit den Worten, dass es an dieser Schlange ca. 2h geht, bis wir drin waeren. Waren aber nur noch 1,5 bis Boarding... An der zweiten Schlange am anderen Ende des Flughafens ging es wesentlich schneller, so dass es ausser dem ersten Schreck keine Probleme gab.
Nachmittags kamen wir in Panama City an und nach einem kurzen, aber erfolglosen Versuch, mit den oeffentlichen Verkehrsmitteln in die Altstadt zu fahren, haben wir uns dann doch einen private Fahrer gegoennt. Bessere Wahl. Das Hostel war i.O. und vor allem gut gelegen, so dass wir an dem halben uns verbleibenden Tag in Panama City den inzwischen von Kleinkriminalitaet "gereinigten" Altstadtteil zu Fuss erkunden konnten. Wir waren auch in einer Garage, in der die Einheimischen gerade an grossen figuren gearbeitet haben, wohl fuer irgendeinen Umzug. Im hinteren Teil der Garage standen die alten Figuren, wahrscheinlich die von den letzten Jahren. Fast wie im Narrenschopf!

Abends Essen mit Einheimischen (da es ander Grenze zum nicht touristensicher gemachten Teil lag, waren wir in dem Bistro die einzigen Auslaender) und zurueck ins Bett, schliesslich wurden wir am naechste Morgen schon um halb 6 abgeholt.
Anreise mit dem Allrad-Jeep von Panama City an die Karibikkueste, dort in ein kleines Boot
umgestiegen und an die Stahlratte gebracht worden. Wir waren die fuenf letzten, die ankamen, der anderen waren schon da, da sie am Tag vorher ihre Motorraeder schon eingeladen hatten. Die Stahlratte ist naemlich, aufgrund ihrer Groesse, eine der wenigen Schiffe, die auch die Motorraeder mit ueber die Darien-Gap nimmt. So ist es so, dass hier auf der Stahlratte 7 Backpacker auf 17 Motorradfahrer kamen... Angenehm anderes Publikum.
Nach einem ausgiebigen gemeinsamen Fruehstueck ging es los, mit Motor da zu wenig Wind, mit dem ersten Ziel San Blas. Wahnsinnig schoene Karibik-Inselchen, alle total klein, weisser, superfeiner Strand, Riffe drumherum, Wasser so warm, dass man auch nach 2h darin noch nicht friert und natuerlich auf jeder Insel schoene Kokospalmen (die allerdings Eigentum der Kunas, der halbselbststaendigen Ureinwohner hier, sind und er gibt ziemliche Strafen, wenn man sich eine Kokosnuss aufhebt...).
Karibikfeeling pur! Der Tag ging dann so vorbei, wir ankerten an einer kleinen Inselgruppe liessen uns mit "Noodles" im Wasser treiben, beschnorchelten die Korallen und freuten uns des Lebens... Abends gabs ein Barbecue am Strand eines Inselchens, lecker Fleischspiesse und Salat, im weichen Sand, des Meerwasser total warm, da stoerte selbst ein kurzes Gewitter nicht sehr... Auf dem Rueckweg zur Stahlratte mit unserem kleinen Motor gab es dann noch Leucht-Plankton zu bestaunen. Wie grosse Gluehwuermchen, nur eben im Wasser und wenn man Bewegungsenergie einbringt, fangt das an zu leuchten. Verrueckt! Die Nacht und auch den ganzen folgenden Tag blieben wir vor Anker bei den Inseln.
Es ist wirklich erstaunlich, wie gut das Essen hier auf der Stahlratte ist. Die 4 Crewmitglieder und Kapitaen Ludwig sorgen sich bestens um die Passagiere, es gibt immer frisch gekochtes, leckeres Essen, zwischendurch darf man sich an der Vorratskammer bedienen, es gibt unbegrenzt Trinkwasser und auch eine Dusche mit entsalztem Wasser. Da haben wir auch ganz andere Geschichten von Ueberfahrten auf dieser Strecke gelesen! Kapitaen Ludwig ist ein lustiger Vogel, der aber im Zweifelsfall den Lade im Griff hat: als das Gewitter aufzog, als wir alle froehlich am Lagerfeuer sassen, ist er flugs ins Boot zurueck, hat alles gesichert und ist auch nicht mehr zuruerckgekommen, weil es dann doch ein bisschen wellig wurde und er dann lieber bei seinem Boot bleiben wollte...
Der zweite Tag startete wieder mit einem leckeren Fruehstueck, bevor wir uns mit einem andern Paerchen auf ein Mini-Inselchen haben bringen lassen.
Das im Hintergrund mit den zwei Palmen ist unser Inselchen
Da drum herum gab es noch mehr Korallen, Fischchen und Dinge zu schauen. Die beiden Maedels sind wo anders geschnorchelt, Tobias hat sich gegen das Wasser entschieden, so war ich allein unterwegs mit meinem Schnorchel. Kein Problem, bin ja inzwischen total angstfrei bei Fische und freu mich, wenn ich welche seh. Wenn sie bunt sind. Und wenn sie da unten schwimmen. Und ich da oben. Und sie mich nicht sehen... Teilweise war das Wasser sehr seicht und ich musste, um nicht zu stranden, relativ weit vom Inselchen weg. So auch einmal, da musste ich um eine Nase drumherum um auf die andere Seite des Riffs zu kommen. Da waren dann schon auch Wellen und ich musste ein bisschen Wasser schlucken, aber hey, wer tauchen will kann ja wohl locker schnorcheln. Kaum um die Nase drumherum, wurde ich auch schon erwartet. Von einem grossen (fuer mich!), dicken Fisch mit vielen Flosse (Oli, wieviele Flossen kann eigentlich so ein Fisch insgesamt maximal haben?!), der zwar nicht sonderlich gefaehrlich aussah, aber ziemlich neugierig. Denk ich mir, gut, halte ich halt an und schaue. Denkt sich der Fisch, gut, das Ding bewegt sich nicht mehr, schwimm ich mal hin und schaue. Denk ich: Haie verjagt man, in dem man sich im Wasser vertikal stellt. Was bei Haien funktioniert, muss auch jetzt klappen. hingestellt. Fisch hat sich versteckt in einem Vorsprung und mich weiter beobachtet. Gut, schwimm ich halt, statt die letzte 30 m meiner Runde um Inselchen voll zu machen, wieder um die Nase zurueck. Bin ja nicht so. Bevor der mich verfolgt, weil er denkt, ich tu ihm was... Also wieder zurueck, mich langsam beruhigt, um die Nase drumherum und... argh, was schwimmt da? Ein Rochen! Gross (immernoch fuer mich)! Mit langen Schwanz! Ich hab dann gefunden, dass ich auch langsam genug geschnorchelt hab und habe mich auf direktem Weg im Schnellgang auf Inselchen geflosselt. Vielleicht sollte ich doch nicht tauchen gehen, wenn ich bei einem halbwegs grossen Fisch und einem Rochen schon Schnappatmung bekomme?!
Danach haben wir uns wieder abholen lassen und wir haben den restlichen Tag faul im Wasser und auf Inseln verbracht, bevor es Abend lecker fangfrischen Fisch mit Kokosreis gab...

Heute morgen um 5 ging dann die 24-32 stuendige Ueberfahrt los. Und damit die Kotzerei. ;-)
Ich hatte zum Glueck nur am Anfang ganz leichte Probleme, was aber eher daran lag, dass ich um 5 aufgestanden bin um die Abfahrt und den Sonnenaufgang mitzuerleben und dabei einen ziemlich starken Kaffee getrunken habe... Tobias hatte ein bisschen weniger Glueck, dem ging es nicht so gut. Aber zum Glueck haben die Reiseuebelkeitstabletten bei ihm gut angeschlagen und so hat er zwar viel geschlafen, aber es geht ihm einigermassen, so lange er nichts lesen muss. Das Highlight des heutigen Tages war ein Zwischenstopp auf offenen Meer, laut Kapitaens-Huette-GPS-Karte ueber einer Meerestiefe von knapp ueber 3000m um in das immernoch warme, mit riesigen, aber sanften Wellen schaukelnde, total blau leuchtende Meer zu springen. Eigentlich eine Kleinigkeit, aber das hat so viel Freude gemacht... einer der Mitreisenden sagte: "That's life" und das hat den Moment sehr gut getroffen... Danach hat der Wind auch ausgereicht um zwei der Segel zu setzen, was das Boot einigermassen stabilisiert hat, so dass die meisten inzwischen zumindest kurz mal aus ihren Schlafkojen gekrochen kamen.
So eine Ueberfahrt mit dem Segelboot hat ein bisschen was von Klassenfahrt, man lernt sich kennen, es bilden sich Grueppchen, jeder in der Gruppe hat eine bestimmte Rolle. Eigentlich gnz witzig. Fuer uns ist es ausserdem sehr interessant, Biker zu treffen, die die Strecke von Kanada oder Alaska bis ganz nach unten nach Feuerland auf den Motorraedern zuruecklegen. Naturgemaess sind das nicht die Backpacker wie bei Semuc Champey und vermutlich sind das groesstenteils Leute, die wir sonst nicht getroffen haetten, weil wir dann doch andere Unterkuenfte ansteuern als Leute mit 2 Motorraedern. Der Grossteil der anderen Passagiere sind auch Deutsche, was vermutlich an der Mund-zu-Mund-Propaganda liegt. Ludwig macht, entgegen anderer Ueberfahrtsschiffe, keine Werbung in den Hostels, weil er keine Lust auf die Leute hat. Witzig ist, dass mit uns an Bord ein Paerchen ist, das quasi in Flitterwochen ist (sie haben 4 Tage vor der Reise geheiratet) und die ebenfalls aus Kalrsruhe kommen und zwar aus der Hirschstrasse, was vielleicht einen halben km von unserer Wohnung entfernt ist. Sie werden von ihren etwas mehr als halbjaehrigen Reise etwa zur gleichen Zeit zurueckkehren und wir werden mit Sicherheit uns in Karlsruhe nochmal treffen...

So weit hier von der Stahlratte. Planmaessig werden wir morgen frueh gegen 7 in Cartagena einschiffen und die Zollformalitaeten erledigen, bevor wir uns dann ins Abenteuer Kolumbien stuerzen...
Wir werden sehen, was dieses Reiseland, von dem wir so viel gutes gehoert haben, fuer uns bereit haelt. Ob wir uns wirklich an die Ciudad Perdida heranwagen, ob ich mich jemals wieder traue, tauchen zu gehen, wenn ja, ob ich Seepferdchen sehen und ob Fliegen in den Anden wirklich so ein Abenteuer ist, wie es uns Juergen prophezeit hat. Neuer Kontinent, neues Ueberraschungsobst! ;-)
Bis zum naechsten Mal!

3 Kommentare:

  1. Fr. Fritz als Crocodile Hunter, Tobias an der Rehling beim Fische füttern, Ballack als Capitano und dazu noch 17 Höllenengel auf ner Stahlratte in der KAribik! Mir rutscht das Herz in die Hose, passen Sie bloß auf sich auf...aber traumhafte Bilder;-)

    gruß jue

    Viel Spaß weiterhin! Hier wird es langsam auch kühler, aber auf den Schnee müssen wir wohl noch etwas länger warten.

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  2. Liebe Nicole,

    vermutlich beruhigt dich das jetzt nicht unbedingt, aber von "verjagen" habe ich im Zusammenhang mit sich-vertikal-ins-Wasser-stellen nicht gesprochen...;-)
    Keine Ahnung, was das für ein Fisch gewesen sein könnte, hört sich jedenfalls interessant an, war es vielleicht ein Rotfeuerfisch oder dessen Verwandtschaft. Die haben zwar auch nicht mehr Flossen als andere Fische, aber die Flossen sind so strahlenförmig zerfranst und wirken daher vielleicht, als ob sie mehr Flossen hätten. Könnte also sein. Andererseits sind die eigentlich nicht so schreckhaft...naja, kannst ja mal googlen.

    Viele Grüße an Euch aus dem kalten D,
    Olli

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  3. Hey ihr Lieben,

    ups, hier geht ja EINIGES! :-) Hatte die letzten 3-4 Wochen verplant "reinzuschauen" und zack gleich soviel Nachholbedarf. Toll ihr Zwei...
    Die karibischen Inselchen lassen mich ja besonders in meinen Träumen "schwelgen". Nicole ist halt eine Wasserratte, das hat sich schon in Malle gezeigt, als wir trotz langer und intensiver :-) Nacht erstmal ordentlich aufs Meer rausgeschwommen sind. :-p

    Drück euch beide,
    Tanja

    PS: Ich hoffe das Bildchen vom Jahrmarkt in Herbolzheim ist angekommen.

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