10. November 2013

El Inferno Verde

01.11. - 05.11.2013 Kolumbien: Ciudad Perdida

(ts)
Tag 1 (8,7km, 3,5h und 510hm) auf dem Weg zur Ciudad Perdida, die auch "El Inferno Verde" (die grüne Hölle) genannt wird, da es nach ihrer Entdeckung in den 70ern viele Kämpfe um die Schätze der Stadt gab. Der Start unserer Tour hat sich gleich von 10 auf 11 Uhr verschoben, kolumbianische Pünktlichkeit! :-( Die zweistündige Fahrt im Geländewagen von Santa Marta zum Ausgangspunkt war auch nicht viel besser: wenig Platz, langer Stopp bei einer Polizeikontrolle, ruckelige Piste... Um 14:30 ging endlich die Wanderung mit 9 Mitstreitern, 2 Guides und einer Köchin los. Nicole war richtig stolz, dass alles für die 5 Tage in ihr 18l Daypack passte.
Gestartet wurde mit gemäßigter Steigung und einem kurzen Schwimmstopp im Fluss, aber dann gleich richtig steil von 200m auf eine Höhe von über 650m. Die Belohnung war eine einmalige Aussicht auf Regenwälder und das Meer im Hintergrund. So langsam zogen die Guides das Tempo an, die erste Etappe sollte zwischen 3 und 4 Stunden dauern und hier gibt es nur von 5:30 bis 17:30 Tageslicht. Da wir 4 Stunden brauchten und der Regen einsetzte, mussten wir die letzte Stunde bei kompletter Dunkelheit steil bergab auf einem schlammigen, rutschigen Weg, der eher einem Bachbett glich, zum 1. Camp laufen. Wir hatten zum Glück Taschenlampen und kamen um 18:30 an, andere brauchten ohne Lampe fast eine Stunde länger... :-( Das Camp war OK, es gab WCs, Duschen mit kaltem Flusswasser und Hängematten. Auch am Essen gab es nichts auszusetzten, obwohl die Köchin ja nur eine einfache Feuerstelle und den Proviant, den die Maultiere schleppten, zur Verfügung hatte.

Tag 2 (9,4km, 4,5h und 710hm): Um 7 aufstehen und um 8 Uhr loslaufen war der Plan. Nicole hatte es aber über Nacht erwischt, sie war sowieso etwas angeschlagen und hatte nun eine richtige Erkältung. Sehr ungünstiger Zeitpunkt... :-( Trotzdem lief sie weiter und hielt tapfer durch. Die Wanderung ging vorbei an einem Dorf der Indigenas über einem Pass zum 2. Camp. Das ganze Gebiet der Ciudad Perdida gehört den Indigenas, die hier quasi ein Reservat haben. Die Indigenas leben hier noch sehr ursprünglich, nur die Gummistiefel, die manche tragen, passten dabei nicht so recht ins Bild. Die goldigen Kinder standen manchmal am Wegrand und waren richtig happy, als die mit uns wandernde französische Spanischlehrerin (sie verbesserte immer alle beim spanisch Sprechen... :-\ ) ihre Tüte mit Süßigkeiten auspackte. ;-) Diesmal waren wir auch schon um 13:00 im Camp und zum Glück hatte es erst pünktlich zur Ankunft kräftig zu regnen begonnen. Hier regnet es jeden Mittags bzw. spätestens am Abend... Nicole war durch die Erkältung nun so k.o., dass sie gleich nach der Ankunft für ein paar Stunden ins Bett lag. Und ich brachte während dem Regen den beiden Australierinnen MauMau bei. ;-) Für die junge Brasilianerin Debora war die Strecke einfach zu hart und sie hatte sich entschieden, im 2. Camp zu bleiben bis wir wieder von der Ciudad Perdida zurück kommen.

Tag 3 (8,5km, 4h und 550hm): Wenn wir heute schnell sind und das Wetter hält, wurde uns versprochen, dass wir mittags schon zur Stadt aufsteigen und somit für den Rückweg mehr Zeit hätten. Der Weg war sehr abwechslungsreich, aber auch wieder sehr anstrengend. Natürlich zogen pünktlich zur Ankunft um 12:30Uhr im 3. Camp dunkle Wolken auf, so dass wegen der Flussüberquerung und den klitschigen 1200 Stufen hoch zur Ciudad Perdida der Aufstieg nicht möglich war. :-( Immerhin gab es dafür noch vor dem Regen ein Flussbad. Am Abend lebten die 3 mitgereisten Kolumbianerinnen plötzlich auf und es entwickelte sich eine kleine Party. Der Guide sang mit der Taschenlampe als Mikro so ziemlich alle kolumbianischen Volkslieder und wurde dabei von den Frauen mit einer "Eimertrommel' und einer 'Küchenraspelrassel' unterstützt. Ein lustiges Partyvolk die Kolumbianer! :-)

Tag 4 (18.8km, 7,5h und 700hm): Endlich der Aufstieg zur Stadt, erst durch den Fluss, der eine ordentliche Strömung hatte, danach extrem steil die 1200 Stufen hoch zur Stadt. Oben gab es eine 2km Rundtour mit spanischen Erklärungen, einen Teil haben wir sogar verstanden. ;-) Bei der Stadt sind noch jede Menge Soldaten stationiert, die plötzlich ganz hektisch wurden. Es kam ein Versorgungshubschrauber an, der nur einmal im Monat kommt. Seht selbst, wer ihn geflogen hat...
Nach der Ankunft waren die Soldaten extrem locker und es entwickelte sich ein langes Fotoshooting. Sie hatten sogar angeboten, dass man gratis mitfliegen kann und sich so den Rückweg spart. Nicole war ernsthaft am überlegen, da ihre Erkältung immer noch nicht besser war. Sie hätte aber 3 Tage ohne Gepäck und mit 24€ Bargeld auskommen müssen, somit blieb sie doch lieber bei mir. Das wäre eine Geschichte gewesen, im Heli vom kolumbianischen Militär! 2 ältere Kolumbianerinnen, die einen privaten Guide hatten, flogen mit. Der Guide war sichtlich erleichtert, dass er die beiden Damen nicht noch einmal durch den Fluss tragen musste. :-) Die verlorene Stadt war beeindruckend und die Strapazen allemal wert, wobei Nicole dies erst 2 Tage nach der Tour zugab. Die klitschigen Stufen abwärts waren hart für unsere kaputten, instabilen Knie. Nach dem Abstieg ging es noch weitere 3,5h vom 3. zurück zum 2. Camp, wo uns Debora schon erwartete. Ein harter, ereignisreicher Tag.

Tag 5 (18,4km, 7h und 650hm): Der letzte Tag zog sich ganz schön, schließlich waren es die beiden ersten Etappen zusammen. Einen Rucksack ließen wir für 7€ auf das Maultier schnallen, es konnte einem richtig leid tun, wie vollbepackt es auch auf dem Rückweg war. Das 2. Maultier nutzte eine Kolumbianerin, die sichtlich k.o. war. Es sei ihr gegönnt, schließlich musste sie einen Tag später in Bogota wieder zur Arbeit. Wir sind extra mit Debora und Emanuela schon 45min früher als die anderen, also um 5:45 gestartet, wurden allerdings von den ersten bereits nach 90min eingeholt. Doppelte Geschwindigkeit! :-\ Um 13:30 hatten wir es dann aber auch geschafft. :-) Zum Abschluss gab es ein letztes gemeinsames Mittagessen, bevor die Rückfahrt mit dem Jeep anstand. Wir sind aber nur bis zur Hauptstraße zurück mit dem Geländewagen gefahren, haben uns dort von allen verabschiedet und sind in die andere Richtung in den Bus nach Palomino gesprungen, wo wir uns am Karibikstrand erholen möchten.

Insgesamt waren es nun 63,8km in 26,5h und dabei 3090hm. Alles viel anstrengender als wir dachten. Der Weg war viel schlechter als erwartet und die Anstiege viel steiler. Und trotzdem würden wir es wieder machen, nur nicht gleich und den Rückweg dann doch mit dem Heli... :-) Außergewöhnliche Tiere haben wir leider nicht zu Gesicht bekommen, aber es wurde uns versichert, dass sie unweit von uns im Dschungel sind.

6 Kommentare:

  1. Hallo Ihr zwei,
    nachdem ich fleißig Eure Geschichten verfolge muss ich mich auch mal wieder hier verewigen. Besonders nachdem mir folgendes aufgefallen ist:

    Zitat über den Hubschrauber:
    ...Seht selbst, wer ihn geflogen hat...
    Bei genauer Betrachtung Deiner Hose, ist nicht nur der Helikopter geflogen. Oder Nicole?
    Manches ändert sich auch am anderen Ende der Welt nicht...
    ;-)
    Liebe Grüße

    Daniel

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  2. Buenos Dias!
    Respekt! Hut ab, dass ihr so einen Wahnsinns-Trip (mit Schnupfennase :-)) gemeistert habt! Könnt ihr euch überhaupt noch bewegen? Ich hoffe, ihr erholt euch gerade am Strand mit ein paar leckeren Cocktails! Hier in Deutschland gibt es nicht viel Neues. Typisches Novemberwetter. Und die Sehnsucht euch zu besuchen.
    Bis bald
    Sabine
    PS: Flo schickt euch ein Bild vom Gummibaum. Er fühlt sich wohl bei uns und die Blätter sprießen!

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  3. Wow, auch von mir "Respekt" zu eurer Tour. Und das dann auch noch krank! Schön, dass ihr trotzdem das Gefühl habt, es hat sich gelohnt (wenn auch nur mit etwas Abstand). Wahnsinn, sowas erlebt man echt nur einmal, wenn überhaupt!!!
    Ich freue mich schon auf die folgenden Berichte und Fotos von eurer Reise, habe heute Fotos von Machu Picchu gesehen. Dort muss es wirklich auch beeindruckend sein. Von den Galapagos-Inseln ganz zu schweigen...
    Nicole, gute Besserung!
    Bis bald
    Miriam

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  4. Mist 11:11 Uhr verpasst :-)

    Wow ihr erlebt ja richtig tolle Abenteuer. Lese immer gerne eure tollen Berichte!

    Wünsche euch noch ganz viele und tolle Abenteuer!

    Liebe Grüße und ein dreifach kräftiges Helau ;-)

    Katja

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  5. Hey hey ihr zwei... das waren ja Strapazen, die ihr auf euch genommen habt. Aber die Bilder sind echt atemberaubend! Da kann ich mir vorstellen, dass der Trip sich gelohnt hat.
    Schön, auch endlich mal wieder Bilder mit euch bzw. dir Nicole, drauf zu sehen. Da strahlst du ja wie ein Maikäferle :-) Tobi, was ist mit dir? Strahlst du auch noch? :-) Euch mal wieder in Farbe zu sehen, zeigt uns, dass euch gut geht... Also weiter so! Ich freu mich über weitere Landschafts- und Strahlende-Gesichter-Bilder! :-) Liebe Grüße und ein dreifach kräftiges Narri und Narro, Karin

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  6. Hey Mädel,hallo Tobi! Na war wohl doch was wert dass wir dich die Schweizer Berge hoch gejagt haben ;-) Aber alle Achtung was ihr da geleistet habt - vor allem du Nicole da es dir ja auch noch schlecht geht! Ich hoffe unsere Sorgen lösen sich in Luft auf und ihr könnt eure Weiterreise geniessen und uns weiter so tolle Berichte schicken. Lg Mama+Papa

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