14. November 2013

Dengue ist keine Stadt

06.11.-13.11.13 Kolumbien: Palomino, Santa Marta & Cali

(nf)
Oder warum es nützlich ist, am Anfang einer Reise einen Spanisch-Kurs zu machen...
Aber von Anfang an:

Vor der Ciudad Perdida haben wir uns ja entschieden, direkt 3-4 Tage in Palomino, einen Strandort der für sein nicht vorhandenes Freizeitangebot (ausser Strand)
bekannt ist, zu verbringen. Der Plan war, zwei Nächte mal in einer besseren Unterkunft zu verbringen und anschließend für ein bis zwei Nächte in was billiges umzuziehen. Anne und Simon, das Karlsruher Pärchen von der Stahlratte, wollte in der Zwischenzeit in den Nationalpark und wir verabredeten, uns zu melden, sobald wir auch angekommen sind. Alles kein Problem in Zeiten von Internet und What's APP... Der Lonely Planet schlug auch direkt ein besseres Hostel vor, so weit also der Plan.
Die Anreise hat ja hervorragend geklappt, vom Shuttle der Ciudad konnten wir direkt in den Linienbus nach Palomino springen, was uns das Trampen in Kolumbien ersparte. ;-)
Das Hotel war aber leider eine einzige Enttäuschung. Die Zimmer nur so naja, dafuer, dass sie 90.000cop (130.000cop sind unser tagesbudget und im Normalfall liegt die Übernachtung etwa bei 1/3 bis 1/4 davon) kosteten, waren definitiv zu viele Riesenschaben und Mäusescheisse da... Nun denn, wir waren von den 7h Wanderung, dem frühen Aufstehen und der Reise erschöpft, so dass wir trotzdem erst einmal eincheckten. Nach einer Dusche und etwas Pause beschlossen wir, am Strand entlang zu gehen und nach einem Hostel das uns empfohlen wurde, Ausschau zu halten. Und gerade mal 2 Haeuser weiter stand schon das Schild. Eigentlich hatten wir beide keine Lust auf ein weiteres Hostel, aber Anschauen kostet nichts... Und als wir dann auf das Gelände kamen, war klar: so hatten wir uns das eigentlich vorgestellt! Die Zimmer
habe unsere Erwartungen nochmal uebertroffen, so dass klar war, am nächsten Morgen ziehen wir um! Zuerst wollten wir aber noch in unserem Hostel zu Abend essen und früh schlafen gehen. Strom gab es naemlich nur über einen Generator und man weiss ja nicht, wie lange der läuft... Leider gab es deshalb auch kein Internet, so dass wir befuerchteten, nicht wie besprochen Simon und Anne kontaktieren zu können... Die beiden wollten aus Budgetgruenden günstiger naechtigen, so dass die Wahrscheinlichkeit, sie in einer unserer Unterkuenfte zu treffen, ziemlich klein war... Gerade am Bestellen des Abendessens dann das grosse Hallo: Simon klopfte mir von hinten auf die Schulter! Was ein Zufall, die beide waren im gleiche Hostel, die auch Hängematten anboten! Wir habe natürlich gemeinsam zu Abend gemessen und uns erst einmal über die letzten Tage ausgetauscht. Auch dank Caipi-Happyhour wurde es ein lustiger Abend! 
Am naechsten Morgen trafen wir die beiden wieder, aber Simon sah gar nicht gut aus: er hat ueber nacht Fieber bekommen und die beiden beschlossen, erst einmal mit uns umzuziehen, damit sie mal wieder richtig schlafen koennen. So kam es, dass wir auch im naechsten Hostel Zimmernachbarn waren. Weil das alles so schoen war und ich meine Erkaeltung weiter auskurieren wollte und wir beide keine Lust hatten, nochmal umzuziehen oder etwas zu unternehmen, haben wir beschlossen, weitere 3 Naechte in Palomino in unserem schoenen Zimmer zu bleiben. Ich habe die Zeit sehr genossen: ein bisschen Strand, ein bisschen am Pool liegen (den gab es da naemlich auch!), zwischendurch ein Jugo mit frischen Fruechten und die restliche Zeit auf unserer Terasse in der Haengematte liegen und lesen... Das kann ich schon mal ein paar Tage aushalten. ;-) Strom und auch Internet kam die ganze Zeit nicht mehr wirklich zurueck. Ein zusaetzlicher Grund, warum Tobias die Zeit nicht ganz so geniessen konnte wie ich: beim Lesen schlaeft er ein, am Strand ist alles voller Sand und der Pool war halt kein heisser Whirlpool... Ich denke, er war dann froh, als wir uns am Samstag nach dem Fruehstueck auf den Weg zur Strasse machten um einen Bus nach Santa Marta anzuhalten. Wermutstropfen war, dass Simon und Anne nach einer Nacht im schoenen Zimmer doch wieder abreisen mussten: Simons Fieber wurde nicht besser, die zusaetzlichen Gliederschmerzen und sonstigen fehlenden Symptome machten uns allen Sorgen. Also mussten wir uns verabschieden, die beiden hatten fuer Samstag einen Flug nach Bogota, so dass sie schon wieder weiter gereist waeren, wenn wir wieder in Santa Marta ankommen.

Unsere Busfahrt am Samstag nach Santa Marta verlief problemlos, gleich einen Bus gefunden, und sogar so rausgelassen worden, dass wir unser Hostel mit einer Viertelstunde Fussmarsch erreichen konnten. Zurueck in der Zivilisation dann die Nachricht von Anne: sie mussten den Flug verfallen lassen, Simon war 2 Naechte im Krankenhaus, Diagose Dengue-Fieber. :-/ Das ist eine Tropenkrankheit, die sich eben durch hohes Fieber und Gliederschmerzen zeigt, die meisten Faelle verlaufen Problemlos, die 5-7 Tage muss man mit Schmerzmittel und Fiebersenkenden Mittel ueberstehen, mehr kann man nicht machen. Uebertragen wird das ganze durch die fiesen, gestreiften, tagaktiven Tigermoskitos. Und Moskitos hatten wir in Cartagena, Santa Marta, wir auf der Ciudad und die beiden im Tayrona Park mehr als genug... Am Samstag war Simon dann wieder zurueck im Hostel, wo ihn Anne weiter pflegte und taeglich zweimal eine Aerztin zur Kontrolle kam. Den Armen hats schlimm erwischt, die Medikamente schlugen nur maessig an!
Wir haben den restlichen Tag damit verbracht, in Santa Marta herumzuspazieren, einer Art
Fanfarenzug (also ausgesehen haben sie wie einer, gespielt eher wie eine Gugge...) hinterherzulaufen (wir hatten also quasi unser eigenen Umzug), einzukaufen und Abends gemeinsam mit Anne im Hostel zu essen. Simon konnten wir gar nicht mehr sehen, es ging ihm so schlecht, dass er weder das Bett verlassen noch sonst irgendwen sehen wollte... :-( Hier haben sich dann unsere Reisewege endgueltig getrennt: Simon und Anne sind noch bis Ende November in der Naehe von Bogota, dann gehts bei ihnen nach Neuseeland, wo sie wieder abreisen, wenn wir ankommen. Aber ein Treffen in Karlsruhe ist fest geplant!

Sonntag morgen ging es dann zum Flughafen, unser in Cartagena heiss umkaempfter Direktflug nach Cali stand an. Im Flieger fing es dann an, dass ich mich nicht so recht wohl fuehlte. Dass aber auch die Klimaanlage immer so arg eingestellt sein muss... Beim Warten auf das Gepaeck dann die erste Erkenntnis, dass es offensichtlich nicht an der Klimaanlage im Flieger lag. Vom Flughafen in die Stadt wollten wir mit dem Bus, dann nochmal umsteigen und spaetestens da habe ich gemerkt, dass ich ziemlich schnell ins Hostel mag. Nach dem Bus mussten wir noch ein bisschen laufen und nach ein paar Minuten war Schluss: ging nicht mehr. Also auf in ein Taxi, die letzten 2 Bloecke, was ungefaehr 2 Minuten waren, gefahren und dort erstmal hingelegt. Kontrolle der Temperatur hat meine Befuerchtungen bestaetigt, ich hatte schon deutlich ueber 39Grad und Tendenz steigend...
Nach einer kurzen Ruhepause also mit dem Taxi wieder los, diesmal in ein Krankenhaus. Wir hatten Glueck, die Klinik machte einen professionellen Eindruck und nachdem wir unterschrieben haben, dass wir alles ohne zu murren bezahlen, ging es auch los. Voruntersuchung, Einstufung in Dringlichkeitskategorie, weitere Untersuchung, Labor mit Blut- und Urintest und dann endlich, eine Infusion mit Schmerz- und Fiebermittel. Wunderbarer Nebel, der mich da empfing... Nach ca. 2h durfte ich gehen mit ausfuehrlicher Anweisung, was ich alles zu tun und zu lassen habe, welche Medikamente ich nehmen soll (und was auf gar keinen Fall nicht) und die Anweisung, am naechsten Tag wieder zu kommen. Und da kommt dann der Spanischkurs ins Spiel... Fast die ganze Kommunikation im KH lief auf Spanisch erst ganz am Ende beim Entlassen kan eine Aerztin, die ein wenig Englisch sprach.
Ueberraschernderweise hat es gut geklappt, ich denke, die wesentlichen Infos haben wir ausgetauscht bekommen. Zwischendurch war ich etwas genervt, weil ich nur wollte, dass es mir besser geht und nicht nach spanischen Vokabeln suchen wollte, aber ansonsten hat es doch ganz gut geklappt. Ich mag mir nicht vorstellen, wie beaengstigend und frustrierend es ist, wenn man krank im Krankenhaus ist und sich nicht verstaendigen kann... Jedenfalls ging es mir nach der Infusion fast schon wieder gut. Nachts kam das Fieber und der Schuettelfrost nochmal zurueck, aber es ging auch vorbei. Bei der Kontrolle tags darauf hat mich der Arzt auf Anzeichen eines schlimmen Krankheitsverlaufs untersucht (negativ) und dann wieder heimgeschickt und vereinbart, dass ich wieder am naechsten Tag, an dem um 17:30 auch unser Flieger nach Ecuador gestartet ist, unmittelbar davor um 1 (sein Schichtbeginn) nochmal komme um ein weiteres Blutbild und vor allem die Untersuchung auf Dengue zu machen (das geht scheinbar erst nach einiger Zeit). Ich war froh, mit ihm einen Arzt gefunden zu haben, der super-hilfsbereit ist, mich an den Spanisch-plappernden Empfangsdamen des KH vorbeischleust und dann so langsam mit mir sprach, dass ich ihn auch verstehen konnte. Gleiches Spiel in der Nacht, Fieber zurueck, tagsueber fuehlte ich mich schwach, aber, wenn ich an Simon denke, vermutlich hervorragend. Die Untersuchung direkt vor dem Flug war natuerlich chaotisch, staendig die Sorge, dass die das Ergebnis nicht rechtzeitig fertig bekommen und ich es dann nicht mehr mit meinem Lieblingsarzt besprechen kann, ohne den Flug zu verpassen. Allgemein hatte er mir fuer den Flug schon am Vortag gruenes Licht gegeben, so lange meine Blutwerte weiterhin gut aussehen. Schlussendlich mit viel flehen und nerven der zustaendigen Schwestern kamen die Ergebnisse des Bluttest und des Dengue-Tests schon nach rekordverdaechtigen 1,5h und ich konnte irgendwie durch den Hintereingang zum Arzt schleichen. Diagnose, was eigentlich schon keine Ueberraschung mehr war: Dengue. Die Blutwerte waren weiterhin gut, die Blutplaettchen liegen bei ueber 300 und er hatte mir schon am ersten Tag erklaert, dass es erst ab weniger als 100 schlecht ist... Also hat er mich nach Quito geschickt, nicht ohne mir vorher nochmal alle Alarmzeichen aufzuzaehlen, auf die ich achten soll, mir seine Nummer und Mailadresse zu geben und mir das Versprechen abzunehmen, ihm zu schreiben, wie es mir geht und nach zwei weiteren Tagen einen weiteren Bluttest zu machen. So sind wir nun in Ecuador, das Abenteuer Kolumbien endete mit einem Abenteuer Krankenhaus, das eigentlich gar nicht so abenteuerlich war. Der Flug hat mir nochmal zugesetzt, vielleicht ist es aber auch die Hoehe (Quito liegt immerhin auf knappen 3000m), die mich schwach fuehlen laesst. Jedenfalls sind die Galapagos erst einmal auf Eis gelegt. In der Hoffnung, dass in 3-4 Tagen der Spuk ein Ende hat und wir dann schauen koennen, ob es noch Angebote gibt, die wir unterbringen. Fuer Tobias ist das alles natuerlich auch bloed, ich halte mich, von KH-Besuchen abgesehen, nur im Hostel auf und er muss alleine die Staedte erkunden. Entsprechend kann ich auch nichts von Cali erzaehlen, dafuer hier zumindest ein paar Bilder...




Im uebrigen friere ich hier in Quito furchtbar. Tagsueber hats zwar angenehme 20-25Grad, aber sobald die Sonne weg ist, wirds bitterkalt... Also so 10 Grad. Das ist nach der Hitze an der Karibikkueste eine echte Umstellung, sind immerhin ca. 20Grad Temperaturunterschied. Heute Mittag sass ich dann eine Weile in der Sonne, weil ich mich aufwaermen wollte und das war dann wirklich krass: ich hatte nicht heiss, kam nicht ins Schwitzen oder so, aber ich hatte das Gefuehl, die Sonne verbrennt grad so mein Gesicht. Ohne echte Waerme. Verrueckt. Aber klar, wo doch der Aequator nur so 30km von hier verlaeuft...

Nun, entgegen meiner Erwartung hab ich doch viel geschrieben. Ich hab ja sonst nichts zu tun. ;-) Ich hoffe, das bleibt der letzte ausfuehrliche Krankheitsbericht unserer Reise.
Grund zum Sorgen machen gibt es nicht, ich bin hier nicht in einem Buschkrankenhaus, sondern in sehr guten Privatkliniken und richtig schlecht fuehle ich mich meistens nicht. Der Arzt war voellig unbesorgt, also koennt ihr es auch sein.
Simon geht es inzwische auch wieder besser, die beiden konnten ihre Reise fortsetzen.

Und Daniel, Stefan, meine lieben Freunde: ja, ich hab irgendwie ein bisschen Pech. Und ja, ich bin oefters mal geflogen auf der Trekkingtour. Aber es gab welche, die sind oefters gefallen. Und es gibt auch bestimmt Leute, die sich mehr Zeug einfangen als ich. Also seid nett.

Karin: dir auch eine tolle Reise! Wir werden deine Kommentare vermissen in der Zeit! Und ich strahl uebrigens nur so, weil ich Tobias fuer alle anderen Bilder veroeffentlichungsverbot erteilt hab oder er sich erst gar nicht mehr getraut hat, das Elend zu fotografieren. Aber sags nicht weiter. ;-)

Und zuguterletzt ist hier noch der 13.11. und wir wuenschen dir, liebe Getta, von Herzen Feliz cumpleanos! Es ist schoen, dass du unsere Reise so toll findest!

Etwas verspaetet, weil ich mehr Pausen einlegen musste, als ich wollte, gruesse ich euch zurueck mit einem 3fach kraeftigen
Helau!

3 Kommentare:

  1. Hallo Ihr zwei!
    Das sind keine schönen Neuigkeiten! Ich wünsche Dir, Nicole, dass es wieder bergauf geht. Gute Besserung - Schlag dich durch! Tobias wird das auch meistern ;-)
    Ansonsten wünsche ich Euch weiterhin viel Spaß, genießt die Zeit!
    Viele liebe Grüße, Stephan&Anna

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  2. HI Nicole und Tobi,

    wow, was für eine Geschichte! Nicole, bist du eigentlich wirklich so cool, wie du hier klingst oder ging dir zwischendurch auch mal die Düse? Wär bei mir sicherlich so gewesen...

    Viele Grüße an Euch 2 und gute Besserung aus Atlanta,
    Olli

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  3. Hallo Nicole,

    ich bin doch immer nett (vielleicht ab und zu mal ein bissle zynisch ;-).
    Natürlich von uns die besten Genesungswünsche, dass es schnell und gesund weitergeht.

    Am Besten fand ich übrigens den Satz: Der Strand war voller Sand und der Pools zu kalt.
    Ich musste direkt an Kronenburg, Whirlpool und Billardraum denken.

    Liebe Grüße

    Daniel und Julia

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