13. September 2018

... Marokko!

07.09.-10.09.2018: Fez & Chefchauen, Marokko

Nun also Marokko.
Dieses Reiseziel hat sich u.a. durchgesetzt gegen Georgien und Südafrika. Kurze Flüge, einfache Organisation, (im Vergleich) günstige Reisekosten und die komplett andere Kultur, damit hat Marokko bei uns gepunktet. Die Reaktionen auf unsere geplante Reise hätten nicht unterschiedlicher sein können: zwischen „boah, geil! Neidisch!“ und Dingen, die ich hier lieber nicht zitieren möchte, war alles dabei...
Wir erhofften uns ein bisschen Märchen aus 1001 Nacht, in der Wüste auf Dünen zu stehen, durch mittelalterliche Gassen der Altstädte die Märkte zu erkunden, (Nord)Afrika mal live zu erleben - und einfach mal wieder ein Reiseabenteuer, das uns zumindest an den Rand unserer Comfortzone bringt.

Der Ryanair-Flug von Frankfurt-Hahn hat gut geklappt, die Anreise mit dem Auto dorthin ebenso und so kamen wir nach ca. 3,5h in Fez am relativ neuen Flughafen Fez-Saiss an. Einzig bemerkenswertes am Flug war, dass Tobias sein Reisepass aus seinem Turnbeutel gerutscht und unter seinem Sitz verschwunden ist. Hätten wir nicht einen aufmerksamen Sitznachbarn schräg hinter uns gehabt, hätten wir schon bei der Einreise unser blaues Wunder erlebt.  😅 Bei der Einreise lernten wir dann auch direkt, dass es nicht immer schnell gehen muss, nur weil es theoretisch könnte. ;-) Nach anderthalb Stunden haben wir mit Stempel und der Identifikationsnummer im Pass, mit unseren Rucksäcken auf und den ersten marokkanischen Dirhams in der Tasche den Flughafen verlassen, wo schon unser Fahrer auf ‚Nicole Shutter‘ gewartet hat. Mit dem ging es an den Rand der Medina, der ummauerten Altstadt mit ihren 2000 bis 9000 Gassen (da gehen die Informationen auseinander, aber zählen kann die eh keiner. Es sind einfach echt viele...), wo keine Autos fahren können und stattdessen die Waren per Hand, mit Wägelchen, mit dem Pferd oder Esel transportiert werden. Unser Hostelbesitzer (Fez Dar) gabelte uns auf und leitete uns durch das Gassengewirr zum Hostel. Dort gab es dann endlich den ersten marokkanischen Minztee (toll!) und dazu Tipps zum Zurechtfinden in der Medina: am ersten Tag ein klares ‚Verbot‘, von den beiden Hauptgassen (immerhin 1-2m breit....) abzubiegen und für den zweiten Tag eine kleine Tour zu den wichtigsten ‚Highlights‘ der Stadt.

Und so haben wir uns gegen 5 Uhr aufgemacht um die Medina von Fez das erste Mal zu erkunden. Da Freitag war, also der ‚Sonntag‘ der muslimischen Welt, hatten die meisten Läden geschlossen. Gut für uns, so konnten wir zuerst eine kleine Zehe reinstecken, bevor es am nächsten Tag mit dem Köpfer in die Kultur geht. :-)
Nach einem Abendessen in einem schönen Café und einer Absacker-Cola waren wir relativ zeitig im Bett, ein aufregender Tag war zu Ende.

Am nächsten Tag hieß es dann auf ins Gassengewirr. Mit Amine’s Tipps im Kopf („ihr müsst die Karte fühlen! Ihr müsst in ihr leben!“) haben wir uns vom dichten Menschengedränge in einem bunten Mix aus Einheimischen und Touristen von einem Highlight zum nächsten treiben lassen. 
Der Höhepunkt war sicherlich das Gerberviertel, wo Leder wie vor ich weiß nicht wieviel Jahren bearbeitet wird - die Arbeitsbedingungen waren entsprechend.

Ansonsten war die Medina an sich eigentlich die Sehenwürdigkeit. Man fühlte sich einige hundert Jahre zurückversetzt in diesem schier endlosen Gassengewirr, das wir in unseren zwei Tagen in Fez nur zu einem Bruchteil erkunden konnten.
Eine kleine Erinnerung an die Dachterrasse in Fez habe ich in Form einer Beule mitgebracht - ich bin mit Schwung an den Türsturz gelaufen und hab mich direkt auf dem Boden wiedergefunden. Upsa. Hat außer Tobi zum Glück keiner gesehen. ;-)
Am zweiten Tag ging es nach einem Frühstück in unserer Unterkunft mit einem ‚Petit Taxi‘ zum Mietwagenverleih, wo wir unseren fahrbaren Untersatz für die nächsten 2 Wochen abholten. Wir waren ein kleines bisschen überrascht, hatten wir doch irgendwie mit was besserem gerechnet. Unser Auto ist ein Peugeot (!), der schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Das Gute: er fällt nicht auf hier in Marokko, er liegt hier schön im Durchschnitt. Es wird also keiner auf die Idee kommen, dass es sich lohnen könnte, ihn aufzubrechen und eine weitere Delle würde wohl auch nicht weiter auffallen...
So hat Tobias sich in das Getümmel der Straßen gestürzt und wir haben und auf den Weg nach Norden in das Rif-Gebirge gemacht (wo anscheinend übrigens die Hälfte des weltweiten Haschischs angebaut wird....).
Und prompt, grad mal eine gute Stunde unterwegs, winkte uns direkt die erste Polizeikontrolle raus. Die Vorwürfe: zu schnell gefahren und im Überholverbot überholt. Naja.... möglich...
Also, Papiere zeigen, rechts ranfahren, aussteigen bitte. Eijajei.... 7km/h zu schnell macht 300Dh zusätzlich nochmal 400Dh fürs Überholen im Überholverbot (was wir natürlich beides nicht wussten, die Beschilderung war jetzt nicht so super und der uralte Renault vor uns hat uns Zeichen zum Überholen gemacht....), macht zusammen fast 70€. Uff. Wir haben angemessen bestürzt reagiert (Tobias war zwischendurch der Meinung, ich würde Schauspielern, dabei war das alles echt...), das beste Schulfranzösisch ausgepackt und mit ihm an seinem ‚Polizeiauto‘ (ich habe noch nie so zerfetzte Sitze an einem Auto, schon gar keinem offiziellen, gesehen....) verhandelt. Irgendwann wurden es 200Dh. Ok, dann zahlen wir halt. Ergeben öffnete Tobias seinen Geldbeutel, in dem 300Dh waren (der Rest war sicher verstaut in unseren Geldgürteln...) und der Polizist fragte, ob das alles Geld sei, das wir haben. Ich habe verstanden: „kann ich mir nicht mehr nehmen?!“, Tobias: „ach Gott, ihr armen, habt ihr nicht mehr Geld?“. Offensichtlich hatte Tobias Recht, denn der Polizist tauschte den 200-Schein, den er schon in der Hand hielt, gegen den 100er aus dem Geldbeutel und lies uns weiterfahren. Puh.... das erste Abenteuer mit nur knappen 10€ überstanden, da sind wir gut rausgekommen....
Weiterging es ohne größere Zwischenfälle durch Berge und Hügel, durch karge Landschaften und Korkeichenwälder nach Chefchauen. Wir hatten lange überlegt, ob wir den 4h Weg je Richtung in Kauf nehmen wollen, aber am Ende hat uns die Stadt so gereizt, dass wir es gemacht haben und dann dort unser ‚blaues Wunder‘ erlebt haben. Die Besonderheit in Chefchauen ist nämlich, dass die komplette Medina in den unterschiedlichsten Blautönen gestrichen ist. Man läuft also durch eine märchenhaft schöne Stadt mit engen Gassen und Treppchen, bei denen manchmal sogar der Boden blau gestrichen ist. An jeder Ecke ergaben sich tolle Motive, eigentlich hätte man an den Ecken einfach nur den Foto um die Ecke halten und blind abdrücken können - man hätte immernoch ein tolles Motiv gehabt...




wir haben uns nach dem Einchecken im Dar Maziana und einem Kaffee auch hier treiben lassen, sind noch auf einen kleinen Aussichtspunkt gelaufen und haben die Stimmung genossen.

Am nächsten Morgen, nach einer durchwachsenen Nacht wegen Gästen, die um halb 1 ziemlich rücksichtslos angekommen sind, sind wir mit Sonnenaufgang aufgestanden und haben die Stimmung nochmal ohne Touristen und dafür mit Einheimischen, die auf dem Weg zur Schule, zur Bäckerei oder am Putzen der blauen Stufen waren, genossen.
Zurück im Hotel gab es das Frühstück auf der Dachterasse, bevor wir uns aufmachten zum ersten der beiden Fahrtage Richtung Südosten. Knapp 300km standen an, auf den Landstraßen immerhin ca. 5h planmäßige Fahrzeit. Mit einigen Zwischenstopps sind wir dann gegen 5 in Azrou angekommen, wo wir eine wenig spektakuläre, aber günstige Unterkunft bei Hotelschülern bezogen und nach einem schnellen Sandwich-Abendbrot (ich hatte mal wieder eher Schwierigkeiten mit fester Nahrung und deshalb auf Sparflamme geschaltet - oben nix rein, unten ... 😬) sind wir früh schlafen gegangen.
Die ersten paar Tage Marokko waren ganz schön anstrengend, die Eindrücke sind von allen Seiten auf uns eingeprasselt. Wir sind beeindruckt von der Andersartigkeit des Lebens und der Kultur hier und haben am letzten Tag auch gemerkt, dass wir einen Gang zurückschalten müssen. 

Wir hatten größere Bedenken, was die Aufdringlichkeit der Händler angeht, aber bisher sind wir mit einem freundlichen, bestimmten ‚Nein, danke‘ gut durchgekommen und haben freundliche Reaktionen zurückbekommen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen