16. September 2018

In schā' Allāh

11.09. bis 15.09.2018 Roadtrip durch den Atlas und die Sahara


(ts) Jetzt sitzen wir gerade im Innenhof unserer Unterkunft in einer herrlichen Oase am Fuße des Atlas Gebirges und genießen einen Café nach einer Halbtagswanderung. Aber jetzt noch einmal ein paar Tage zurück und alles von Vorne:

Zuerst stand eine lange Fahrt über den „Mittleren Atlas“ von Azrou hin zur Sahara auf dem Programm, auf den Straßen Marokkos braucht man für die 400km schon mindestens 7 Stunden. Daher machten wir uns früh auf dem Weg. Kurz nach Azrou sahen wir direkt ein paar neugierige Berberaffen am Straßenrand. Wir dachten, die sehen wir bestimmt später noch einmal und können dann anhalten... Natürlich waren es die einzigen Affen, die wir zu Gesicht bekamen. 😕 So ging es ohne Affen weiter hoch zum Pass durch eine interessante Berglandschaft und auf der anderen Seite wieder hinab. Wir wunderten uns schon die ganze Zeit, weshalb die total überladenen LKWs nicht umkippen oder zumindest einen Teil ihrer Ladung verlieren... Auf der Straße nach unten lag dann schließlich ein LKW-Anhänger auf der Seite und die Straße war überflutet mit Ziegelsteinen. Manche Vorschriften bei uns machen halt doch Sinn... Wir fuhren weiter und machten in Erracchidia einen Supermarkt- und Tankstopp, wir mussten ja vor der Wüste alles auffüllen. 😉 Allerdings selbst im großen Supermarkt gab es keinen Alkohol und so langsam war unsere Sehnsucht nach dem ersten Urlaubsbier doch sehr groß. Wir suchten daher extra noch ein paar kleine zum Alkoholverkauf lizenzierte Läden auf, doch leider waren diese inzwischen nicht mehr existent. 😞

Kurz nach Erracchidia sollte ein schöner Aussichtspunkt kommen, wir wussten nicht so recht, was man hier sehen soll und dann kam plötzlich dieser Ausblick:


Nach Risani tauchten die ersten Dünen am Horizont auf, die mega-schön in rot-gelber Farbe leuchteten. Schließlich erreichten wir die Stadt Merzouga, die direkt am Rande der Dünen liegt. Bei Wüste denkt man immer an wolkenfreien Himmel und Sonne pur, hier war es bewölkt und es fing immer wieder an zu regnen. Am Stadteingang fuhren wir übrigens um ein paar aufdringliche Tourifänger Slalom und steuerten so direkt unsere Wüstenbasis - das Hostel „La Source“ - an. Das Hostel machte einen netten Eindruck und auf Nachfrage bot der Besitzer an, mit uns zu einem Laden zu fahren, bei dem wir Bier kaufen können. Gesagt - getan... 😃 Das ganze war ein ziemliches Abenteuer mit unscheinbaren Nebeneingängen, extra Barräumen hintendran und schrägen Blicken zu Nicole als Frau... Der Hostelbesitzer holte sich, wenn er schonmal da war, auch eine kleine Flasche Wein, die er jedoch bei der Ankunft im Hostel erst mal noch bei uns im Auto Zwischenlagern musste - sein Vater erwartete ihn am Hosteleingang und der dürfte offensichtlich nicht erfahren, dass sein Sohn Alkohol trinkt... Zurück beim Hostel tranken wir gleich ein Bier und zogen so viele neidische Blicke auf uns. Ein junges französischen Pärchen fragte sogar nach, wo es denn Bier gibt... Mit den Franzosen tauschten wir noch ein paar Reiseerfahrungen aus, bevor es dann um 21 Uhr endlich das Abendessen gab, angekündigt war es für 19:45 - Marokkanische Pünklichkeit. 😉

Für den folgenden Tag stand nicht viel an, wir wollten in Ruhe die ersten paar Dünen zu Fuß erkunden und abends eine Kameltour mit Übernachtung im Wüstencamp starten. Da es immernoch bewölkt war, zogen wir durch die Wüste und merkten erst auf dem Rückweg, dass die Sonne durch die Wolken hindurch uns einen ordentlichen Sonnenbrand verpasst hat - die naiven Touris halt...

Nicoles Magen ging es inzwischen deutlich besser, aber nun so kurz vor der Wüstentour machte sich meiner immer öfters bemerkbar. Am frühen Abend ritten wir auf den Kamelen mit noch drei jungen Portugiesen und einem Guide für ca. 1 Stunde über die Dünen zu unserem Camp in der Wüste - die Landschaft mit den rot-gelb leuchtenden Dünen in alle Richtungen war mega-beeindruckend. Es schien so, als wären wir mitten in der Sahara. Am Camp angekommen, machten wir etliche Bilder von der krassen Landschaft und schauten den drei Portugiesen zu, die sich im Sandboarden probierten.

Ein Sonnenuntergang war wegen den Wolken leider nicht zu sehen. Mit unseren Begleitern hatten wir richtig Glück... es waren drei richtig nette und lustige Jungs, die übrigens auch schon in einer Polizeikontrolle zahlen mussten. Einer der drei Jungs hielt bei der Polizeikontrolle die Laserpistole für ein Maschinengewehr und geriet etwas in Panik, im Nachhinein konnten wir aber alle über die Geschichte herzhaft lachen... 😃

Mein Magen hat nun endgültig rebelliert und ich musste das Abendessen aussetzen. Trotzdem war es bei Berber-Whisky (sprich Tee) ein schöner Abend. Der Guide animierte uns später noch zum Trommeln, Tanzen und Singen, ... Nun hatte auch der Himmel etwas aufgemacht und wir konnten wenigstens vor dem Schlafengehen die Sterne beobachten.

Auf einer Düne sitzend haben wir am nächsten Morgen den wunderschönen Sonnenaufgang beobachtet.

Auch wenn wir nicht weit in der Wüste waren, war es trotzdem etwas ganz besonderes. Direkt nach dem Sonnenaufgang ging es auch schon wieder auf den Kamelen zurück zum Hostel. Nach Frühstück und Dusche mussten wir von der Sahara leider auch schon wieder Abschied nehmen. Es gab einfach noch so viel zu sehen in Marokko... Es standen nun die Straße der Kasbahs und die Oasen an. Ein Kasbah ist eine Art Lehmburg. Da mein Magen weiterhin Probleme machten, ließen wir die Todrha-Schlucht rechts liegen und fuhren mehr oder weniger direkt zu einer Unterkunft im Kasbah-Stil in Boumalne. Als wir bei der verlassen wirkenden Kasbah ankamen zog direkt ein Gewitter auf. Es war eine seltsame, leicht gespenstige Stimmung... Als aber der Besitzer die Tür öffnete und uns herzlich empfangen hatte, waren wir sehr schnell von der Unterkunft überzeugt. Als wir von meinen Magenproblemen berichteten, bot er gleich an, ein Schonkostmenü mit Gerstensuppe und Reis mit Gemüse für uns zu kochen. Nach einer Siesta war dieses Menü auch genau das richtige für mich.

Ausgeschlafen und mit deutlich besserem „Magen-Feeling“ konnten wir nun in die Dadès-Schlucht aufbrechen. Was für eine wunderschöne, rot-leuchtende Landschaft...

Wir fuhren zur engsten Stelle der Schlucht...

und weiter zum Aussichtspunkt...

Nun mussten wir umdrehen und wieder die 50km zurück nach Boumalne. Dort ging die Route weiter auf der Straße der Kasbahs nach Ouarzazate. Nicole fand im Reiseführer eine Unterkunft in der Oase „Fint“, die sehr nett beschrieben war. Wir buchten direkt und machten uns auf den Weg. Sie lag 10 km von der Stadt entfernt, wovon die letzten 5 km auf Schotter waren. Da es am letzen Tag in den Bergen viel regnete war ein Kilometer vor der Oase schließlich ein Fluss unpassierbar. Einer der beiden Besitzer der Unterkunft „La Roche Noire“ wartete bereits am Fluss auf uns. Er zeigte uns einen Parkplatz für unser Auto. Sein Auto stand auf der anderen Seite des Flusses und wir mussten nun mit dem Gepäck durch das knietiefe Wasser zum anderen Ufer waten.

Rachid erzählte uns direkt sehr viel über das Leben in der Oase, 1200 Einwohner lebten hier auf 4 kleine Dörfer verteilt. Man fühlte sich direkt sehr willkommen. Viele der Bewohner stammten übrigens ursprünglich von Mali. Rachids Vorfahren kamen auch aus Mali, er wuchs aber hier auf und bezeichnet sich als Berber. Zum ersten Mal auf der Reise hatte ich den Eindruck in Afrika angekommen zu sein, man fühlte sich wie ein Teil der großen Oasen-Familie. Beim abendlichen Spaziergang waren wir zudem extrem-beeindruckt von der Landschaft.



Nach dem Abendessen gab es von Rachid und Co. zuerst noch eine afrikanische Trommel-Gesangs-Einlage und anschließend erklärte uns ein Franzose auf der Terasse den kompletten Sternenhimmel.

Beim Frühstück sprachen wir mit Rachids Bruder. Er überzeugte uns, dass wir doch die Oase noch genießen und eine Nacht länger bleiben sollen. So brachen wir nach dem Frühstück zu einer kleinen Wanderung zu einem Aussichtspunkt und den anderen beiden Dörfern auf. Die Wanderung war mit 10km länger als erwartet und so kamen wir mit großem Durst bei der Oase wieder an. Wie man es sich halt so vorstellt... 😉

Und so sitze ich nun mit Café im Innenhof... Wenn es das aufziehende Gewitter zulässt, geht es später noch zu einem Aussichtspunkt auf der anderen Flussseite. Und morgen geht es weiter in den „Hohen Atlas“ nach Imlil.

Den Titel "In schā' Allāh" (dt. so Gott will) habe ich übrigens gewählt, weil wir es die letzte Woche soooo oft gehört haben. 😉 

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